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Heft 2 • April 1968 • 5. Jahrgang
März 1968 - Auf dem tonband-Prüftisch
STEREO-MAGNETTONGERÄT REVOX A 77

Vor kurzem hat die Studer GmbH in Löffingen unter der Typenbezeichnung A 77 ein neues mit drei Halb- oder Viertelspurköpfen bestücktes Dreimotorenlaufwerk bzw. Magnettongerät für die Bandgeschwindigkeiten 9,5 und 19 cm/s auf den Markt gebracht.

Diese Maschine ist nicht nur wegen ihrer Qualität, sondern ebenso wegen ihres günstigen Preises für all die Tonbandfreunde interessant, die sich nicht ausschließlich mit gelegentlichen Umschnitten zufriedengeben.

A77 - a) Bedienung und Betriebsmöglichkeiten

Außer Mono- bzw. Stereo-Aufnahme- und -Wiedergabebetrieb bietet die Revox A77 eine Reihe weiterer Möglichkeiten, auf die wir noch eingehen werden. Dennoch ist ihre Bedienung wegen der übersichtlich und zu Funktionsgruppen zusammengefaßten Bedienungselemente nicht schwierig. Die Laufwerksteuerung erfolgt mittels der auf der linken Frontplattenseite angeordneten Drucktasten (Bild 1).

Das Bedienfeld links

Unter ihnen haben die für die Steuerung und Einstellung der Wiedergabe erforderlichen Bedienungselemente ihren Platz gefunden. Um ein möglichst klares Frontplattenbild zu erhalten, werden grundsätzlich Doppelbedienelemente, bestehend aus einer Plexiglasscheibe und einem davor befindlichen Knopf, verwendet. Mit der Plexiglasscheibe ganz links erfolgt die Wahl der abzutastenden Wiedergabespur. Die Stellung „Stereo" an diesem Schalter erfordert keine besondere Erläuterung.

Steht die Markierung der Plexiglasscheibe in Stellung „CH I" bzw. „CH II", so wird die obere bzw. untere Spur des Bandes abgetastet. In Stellung „Mono" erfolgt die gleichzeitige Wiedergabe der oberen und unteren Bandspur. Hierdurch kann z. B. eine Stereoaufnahme monaural übertragen werden. Mittels des vor dieser Plexiglasscheibe befindlichen Knopfes wird die Wiedergabelautstärke eingestellt.

Das rechts daneben liegende Knopfpaar hat folgende Aufgabe: Die Plexiglasscheibe dient zur Wiedergabeentzerrungs- und Vor-/Überband-Umschaltung. Während bei der Bandgeschwindigkeit 9,5cm/s die Wiedergabeentzerrung fest gegeben ist, kann bei 19 cm/s zwischen der amerikanischen „NAB"- und der im europäischen Studiobetrieb üblichen „IEC"-Wiedergabeentzerrungsnorm, entsprechend der CCIR bzw. DIN 45 513, gewählt werden. Da die Aufsprechentzerrung der Revox A 77 bei 19 cm/s nach der NAB-Norm ausgelegt ist, soll bei der Wiedergabe von Revox-Aufnahmen die Markierung der Plexiglasscheibe ebenfalls auf NAB stehen. In der Position „INPUT" dieses Umschalters kann die aufzunehmende Modulation „vor Band" abgehört werden.

Das Bedienfeld rechts

Alle Bedien- und Kontrollelemente auf der rechten Frontplattenseite dienen dem Aufnahmevorgang. Jedem der beiden Aussteuerinstrumente ist eine mit „Channel I" bzw. „Channel II" bezeichnete Taste zugeordnet. Mit diesen wird die Aufnahmespur gewählt. Bei Stereoaufzeichnungen sind beide Tasten zu drücken. Mit deren Betätigung wird gleichzeitig die Skala des bzw. der VU-Meter beleuchtet.

Durch die beiden, unter den Aussteuerungsanzeigern befindlichen Plexiglasscheiben wird festgelegt, welcher der Eingänge „Mikrofon niederohmig", „Mikrofon hochohmig", „Radio" und „Aux" auf den Aufsprechverstärker des Kanal I = links bzw. obere Spur und Kanal II - rechts bzw. untere Spur geschaltet wird.

In der vierten Raststellung der beiden Scheiben kann außerdem auf Umspielung einer Aufzeichnung von Spur I auf Spur II oder von Spur II auf Spur I geschaltet werden. Die beiden mit „Level" bezeichneten Bedienungsknöpfe dienen zur Einstellung der Aufsprechpegel für beide Kanäle.

Der Netzschalter

Mit dem ganz rechts befindlichen Schaltknebel (POWER) wird nicht nur die Netzspannung ein- und ausgeschaltet, sondern auch die Bandgeschwindigkeit eingestellt. Außerdem wird mit ihm die Bremskraft für die Bandspulen gewählt. Für Spulen mit einem Durchmesser von <J 18 cm legt man den Knebel bei der jeweiligen Bandgeschwindigkeit in Stellung „o" (kleines O), für Spulen mit einem Durchmesser von < 18cm bis 26,5cm in Stellung „O" (großes O).

Dei „REEL MOTORS OFF" Taste

Auch an die Cut- und Bandmontagearbeiten wurde bei der Konstruktion der Revox A 77 gedacht. Um eine gesuchte Schnittstelle möglichst bequem und gleichzeitig genau auffinden zu können, lassen sich die Spulenbremsen durch Drücken der unter der Abdeckplatte befindlichen Taste „REEL MOTORS OFF" lösen. Schiebt man außerdem noch den Hebel neben dem Arm der Gummiandruckrolle nach rechts, so bleibt der Band-Wiedergabekopfkontakt erhalten, ohne daß aber die Tonrolle das Band transportiert. Um das Schneiden und Zusammenkleben von Bändern so einfach wie möglich zu gestalten, enthält die Kunststoff-Kopfabdeckung eine Klebeschiene mit eingelassener 45 Schneidelehre (Bild 2).

Das Handbuch in Deutsch (64 Seite)

Um alle in der Revox A 77 enthaltenen Betriebsmöglichkeiten ihrem Benutzer möglichst leichtverständlich zu erklären, wird dieser ein 64 Seiten starkes, gut illustriertes Handbuch mitgegeben, das nicht nur Auskunft über ihre Bedienung gibt, sondern auch Kapitel über die Trick- und Mikrofon-Aufnahmetechnik, die Geräte-und Bandpflege sowie über Fehlermöglichkeiten und deren Ursache enthält.

Aus diesem Büchlein kann man z. B. entnehmen, daß die A 77 sowohl in horizontaler als auch vertikaler Lage benutzt werden kann und daß mit Hilfe einer als Zubehör lieferbaren Fernbedienungseinrichtung alle Laufwerksfunktionen fernsteuerbar sind.

Die beiden Aussteuerungsregler

Die beiden mit „Level" bezeichneten Aufsprech-Pegelregler sind in ihrer Funktion voneinander völlig unabhängig. Daher können z. B. bei monauralem Betrieb zwei durch die Eingangswahlschalter bestimmte Modulationsquellen in beliebigem Amplitudenverhältnis gemischt und auf der oberen oder unteren Spur aufgezeichnet werden.

Überspielungen von der einen auf die zweite Spur sind ebenso möglich wie Ein- und Ausblendungen, Multi-Playbackaufnahmen sowie Echoerzeugung während einer Aufzeichnung oder auch für eine bereits bestehende Aufnahme.

2 x 8 Watt Steck-Endstufen (fast Hifi)

Die Revox A 77 kann in beiden Wiedergabekanälen mit je einem einfach einsteckbaren 8-Watt-Endverstärker (Bild 3) bestückt werden. Danach läßt sich dieses Gerät nicht nur als komplette Mono-/ Stereo- Magnetton- übertragungseinrichtung sondern auch - bei Mittenstellung des Wiedergabe-Entzerrungsschalters - als magnettonunabhängige Mono- oder Stereo-Verstärkeranlage mittlerer Ausgangsleistung benutzen.

  • Anmerkung : Hier machte sich der Schnittbandkerntrafo duch sein geringes Gewicht sehr positiv bemerkbar. Diese Netzteil-Reserven mussten ja vorhanden sein.

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A77 - b) Konstruktionsmerkmale

In ihrem Aufbau ähnelt die A 77 sehr den kommerziellen Magnettonmaschinen der Studer GmbH. Als tragendes Fundament für alle Bauteile dient ein solider Aluminium-Druckgußrahmen (Bild 4). Alle Laufwerkfunktionen werden mit Hilfe der bereits erwähnten Steuertasten durch gut zugängliche Relais geschaltet. Für eine einwandfreie Magnettonaufnahme und -wiedergäbe ist u. a. eine konstante Bandgeschwindigkeit von wesentlicher Bedeutung.

Frequenzgesteuerter Tonwellenmotor

Bei der A 77 wird - im Gegensatz zum überwiegenden Prozentsatz aller netzgespeisten Magnettongeräte - die Drehzahl des kräftigen Außenläufer-Tonwellenmotors nicht durch die Netzfrequenz, sondern von einer elektronischen Einrichtung kontrolliert und konstant gehalten (Bild 5). Diese absolut zuverlässig arbeitende Drehzahlkonstanthaltung gestattet es, das Laufwerk sogar aus Zerhackern zu speisen, deren Frequenz nicht lastunabhängig ist.

Optische Abschaltung am Bandende

Beim Bandende oder bei einem Bandriß sorgt ebenfalls eine Elektronik für die Abschaltung des Laufwerkes. Links neben dem Löschkopf befindet sich ein Fotowiderstand, ihm gegenüber eine kleine Lampe. Zwischen beiden läuft das Band durch. Der Fotowiderstand wird also von der Lampe nicht beleuchtet. Fällt z. B. beim Bandende Licht auf den Fotowiderstand, so steuert dieser eine Elektronik, die ihrerseits sofort das Laufwerk stoppt. Damit die Tonköpfe ihre genau justierte Lage und damit Spalteinstellung, selbst bei rauhem Betrieb, über eine lange Zeitspanne beibehalten, benutzt die Revox A 77 als Kopfträger ebenfalls ein Druckgußstück (Bild 6).

Elektronik auf Steckplatinen

Ebenso durchdacht und sorgfältig wie der feinmechanische Aufbau ist auch die elektronische Konzeption des Gerätes. Die Aufnahme- / Wiedergabekette jedes Kanals ist in einzelne Funktionsgruppen aufgeteilt. Jede dieser Gruppen ist auf einem steckbaren Einzelteilträger, auch Printplatte genannt, untergebracht. Damit an deren Kontaktbahnen und den dazu gehörigen Einsteckleisten Kontaktfehler vermieden werden, besitzen ihre Anschlußbahnen außer einer relativ starken Goldschicht eine weitere aus Hartnickel. Alle Verstärkerplatten, mit Ausnahme der beiden Endstufen-Steckkarten, alle Einstellpotentiometer, Umschalter und Aussteuerungsinstrumente befinden sich auf einem gemeinsamen Träger (Bild 7), der als Ganzes ebenfalls leicht ausgebaut werden kann. Damit ist die Revox A 77 in allem gleichzeitig ein servicegerechtes Gerät.

A77 - c) Übertragungseigenschaften

Bei einem derart sorgfältig konzipierten Magnettongerät besteht verständlicherweise ein besonderes Interesse an der Kenntnis seiner Übertragungseigenschaften.

Unsere Messungen erbrachten folgende Ergebnisse: Eine Spule mit 26,5cm Durchmesser faßt rund 1.200 m Langspielband. Dies reicht bei einer Bandgeschwindigkeit von 9,5 cm/s für eine ununterbrochene Aufnahme- bzw. Wiedergabedauer von 3 1/2 Stunden, bei 19cm/s für 1 3/4 Stunden.

Der Unterschied zwischen Soll-und Istgeschwindigkeit war <[ 0,18%. Unter den ungünstigsten Betriebsvoraussetzungen (fast leere Abwickelspule) erreichten die Tonhöhenschwankungen keinen höheren Wert als ±0,10% bei 9,5cm/s und ±0,065% bei 19cm/s. Nach dem Starten benötigte das Laufwerk als Hochlaufzeit bei 9,5cm/s 1,2 Sekunden, bei 19cm/s sogar nur 1 Sekunde.

Die Umspulzeit für 1 200 m Band beträgt 3 Minuten 50 Sekunden. Die Bremszeit aus schnellem Vor- oder Rücklauf bis zum völligen Stillstand des Bandes haben wir mit 1,8 Sekunden gemessen. Auch bei dieser Schnellbremsung entstand keinerlei Schleifenbildung oder Überbeanspruchung des Bandes.

Die Audio-Eigenschaften beim Bandbetrieb

Um Vollaussteuerung des Bandes zu erreichen, werden an den einzelnen Eingängen bei voll geöffneten „Level-Reglern" folgende Signalspannungen benötigt: Mikrofon low == 0,18 mV, Mikrofon high - 1,75 mV, Radio = 2,1 mV, Aux 22mV. Über den großen Frequenzumfang und Frequenzgang bei den Bandgeschwindigkeiten 9,5 cm/s und 19 cm/s geben die Kurven in den Bildern 8a und 8b Auskunft.

Erfreulich niedrig sind auch die bei Magnettonbetrieb entstehenden kubischen Klirrgrade, deren Verlauf in den Bildern 9a bis 9d gezeigt wird. Ebenfalls verdienen sowohl der Signal-, Fremd- bzw. Geräuschspannungsabstand als auch die bei Stereobetrieb gemessenen Übersprech-dämpfungen das Prädikat „sehr gut".

Am Leitungsausgang, der bei Vollausteuerung des Bandes eine Spannung von 2,5 Volt liefert, betrug der Fremdspannungsabstand bei 9,5cm/s = 49,5dB, bei 19cm/s = 52dB. Der Geräuschspannungsabstand bei Bandbetrieb erreicht am gleichen Ausgang bei 9,5cm/s einen Wert von 54dB, bei 19cm/s 56,5dB. Die vorgenannten Werte sinken am Ausgang der Endverstärker nur um rund 2dB ab. Die Übersprechdämpfung bei Stereo-Magnettonbetrieb erreicht bei 1 kHz einen Wert von > 48,5dB, zwischen 40 Hz und 10kHz von > 38dB.

Die Audio-Eigenschaften der Audio-Elektronik

Da die Revox A 77 - ohne Bandbenutzung - auch als Verstärkeranlage betrieben werden kann, wären unsere Informationen unvollständig, wenn wir nicht auf deren Übertragungseigenschaften ebenfalls eingingen.

Am Ausgang des Endverstärkers, an den Lautsprecher mit einer Impedanz von 4 bis 16 Ohm angeschlossen werden können und der pro Kanal eine Leistung von 8 Watt an 8 Ohm liefert, gleicht der Überalles-Frequenzgang im gesamten Hörbereich einem Linealstrich (Bild 10).

Auch die in der Endstufe zwischen 40 Hz und 10 kHz entstehenden nichtlinearen Verzerrungen liegen fast bis zur Sollausgangsleistung tief unter der zulässigen 1%-Grenze (Bild 11a und 11b). Der bei Verstärkerbetrieb auf eine Ausgangsleistung von 8 Watt bezogene Fremdspannungsabstand beträgt bei geschaltetem Aux-Eingang rund 62dB, für den Mikrofoneingang rund 56dB.

Bezieht man nach DIN 45 500, Blatt 6, den Fremdspannungsabstand auf eine Ausgangsleistung von 50mW Kanal, so beträgt dieser rund 52dB. Ganz ausgezeichnet ist bei Verstärkerbetrieb auch die Übersprechdämpfung.

Sie beträgt bei 1 kHz etwa 58dB, zwischen 40 Hz und 10kHz >45dB. Gleichzeitig kann gesagt werden, daß all unsere im Vorstehenden genannten Meßwerte mit den vom Hersteller veröffentlichten Solldaten sehr gut übereinstimmen.

Zusammenfassung der Messungen der Revox A77

Mit der Revox A 77 steht den Tonbandamateuren eine ebenso geschmackvoll aussehende wie hochwertige HiFi-Magnetton- und Verstärkeranlage zur Verfügung, die man auch bei strenger Beurteilung als semiprofessionell bezeichnen kann. Daß hierbei alle Mindestforderungen der HiFi-Norm DIN 45 500, Blatt 4 und Blatt 6, sicher übertroffen werden, erscheint so selbstverständlich, daß dies hier nur noch der Vollständigkeit halber erwähnt wird.

Erfreulich bei einem derart guten und solid gebauten Gerät ist der bei dem getriebenen großen Gesamtaufwand mit 1.660.- DM niedrige Richtpreis, der sich allerdings noch um die weniger schöne Mehrwertsteuer erhöht.

Verzichtet man bei der Revox A 77 auf das Nußbaumgehäuse, so verringert sich der vorgenannte Preis um 120.- DM. Will man das Gerät im Nußbaumgehäuse, aber ohne die beiden Endverstärker, so kann man 190.- DM einsparen. Auch diese Beträge verstehen sich ohne Mehrwertsteuer.

Otto Diciol im März 1968 - Die A77 wurde im August 1967 vorgestellt.

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