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Heft 1 • Februar 1968 • 4. Jahrgang
Test - PHILIPS STEREO-CASSETTEN-RECORDER 3312

Auf dem tonband-Prüftisch (des Karl Breh in  Karlsruhe)

Schon auf der Funkausstellung 1965 in Stuttgart zeigte Philips das Modell des Stereo-Cassetten-Recorders 3312. Nachdem das Geschäft mit Mono-Cassetten-Recordern (Vorstellung im August 1963) und bespielten Bändern sich gut angelassen hatte, war es klar, daß man auf das werbewirksame Argument der Stereophonie auch bei dieser Geräte-Klasse nicht verzichten würde.

Nun weiß man ja, daß High Fidelity ohne Stereophonie zwar Sinn hat, obwohl man heute praktisch immer hohe Übertragungsgüte (HiFi) mit dem zweikanaligen Übertragungsverfahren (Stereophonie) verbindet.

Fraglicher jedoch ist, ob Stereophonie ohne High-Fidelity von großem praktischen Nutzen sein kann, denn das Wesentliche an der Stereophonie ist die Vermittlung eines räumlich gegliederten, durchsichtigen Klangbildes.

Die Durchsichtigkeit aber wird bei stereophoner Übertragung erheblich getrübt, wenn die Übertragungsgüte HiFi-Qualität unterschreitet. Nun hat noch keiner der Hersteller von Cassetten-Geräten für diese Geräte-Klasse HiFi-Qualität in Anspruch genommen. Sie läßt sich mit dem vorläufig bescheidenen, in diesen Geräten getriebenen Aufwand auch nicht erreichen.

Cassettenqualität nur wie bei billigen Phonogeräten

Die Wiedergabe-Qualität von Cassetten-Recordern läßt sich etwa mit derjenigen billiger Phonogeräte vergleichen, die mit einem Kristallsystem, einem leistungsarmen Verstärker und billigen Lautsprechern oder Boxen ausgestattet sind.

Käufer solcher Geräte sind Menschen aller Altersklassen, wobei die jungen sicher überwiegen, die Musik zur Unterhaltung bei Geselligkeiten oder bei der Freizeitgestaltung im Freien und auf Reisen wünschen. Damit ist aber auch klar, daß es bei diesen Geräten mehr auf den erschwinglichen Preis und handliche Abmessungen als auf HiFi-Qualität ankommt, die nur dort vermißt wird, wo man der Musik mit einem Minimum an Aufmerksamkeit und Konzentrationsbereitschaft zuhört.

Unterhaltungsmusik ist leidlich erträglich

Genau das zeigt auch die praktische Erprobung des Philips 3312. Unterhaltungsmusik, die ja schon bei der Aufnahme stark manipuliert wird, hört sich ganz gut an, wobei die ausgeprägten Links-Rechts-Effekte den unterhaltsamen Charakter dieser Musik noch verstärken.

Auch bleibt trotz fehlender HiFi-Qualität ein Vorzug der Stereophonie erhalten: die Musik löst sich von den Lautsprecherboxen und erfüllt den Raum.

Zum Philips-Recorder 3312 gehören zwei kleine Boxen, die man überall aufstellen kann, so daß die Basisbreite der Stereophonie den Ab-hör-Erfordernissen angepaßt werden kann.

So betrachtet, läßt sich nichts ernsthaftes gegen die Anwendung der Stereophonie bei Cassetten-Recordern vorbringen.

Bei klassischer Musik mangelhaft (Stand 1967 !!)

Ganz anders liegen die Dinge beim Abhören von mit klassischer Musik bespielten Bändern. Hier klafft eine empfindliche Lücke zwischen dem Anspruch solcher Musik in künstlerischer und klangtechnischer Hinsicht und den Wiedergabe-Möglichkeiten derartiger Geräte. Auch die Stereophonie bringt dann keinen Gewinn mehr. Im Gegenteil, sie unterstreicht noch die Mängel der Wiedergabe.

Nachdem nun die Grenzen sinnvoller Anwendung derartiger Recorder deutlich gemacht wurden, wollen wir dazu übergehen, den Recorder 3312 von Philips etwas näher zu beschreiben.

Beschreibung des Cassetten-Recorders 3312

Der Stereo-Cassetten Recorder 3312 (Bild 1) gestattet:

  • 1. Die stereophone Wiedergabe bespielter Musik-Cassetten.
  • 2. Die Aufnahme auf unbespielte Bänder stereophoner Programme über
  • a) ein Stereomikrofon (z. B. Philips EL 3757 oder EL 1979),
  • b) durch Überspielung vom Rundfunk,
  • c) durch Überspielung von Schallplatte,
  • d) durch Überspielung von einem anderen Stereo-Tonbandgerät.
  • 3. Bei Verwendung geeigneter Adapter können von allen oben genannten Tonquellen auch Mono-Aufnahmen gemacht werden. Das Mono-Signal wird dann eben auf beide Spuren einer der beiden Doppel-Spuren überspielt.
  • 4. Die Wiedergabe der aufgenommenen Programme.
  • 5. Das Mithören während der Aufnahme über die angeschlossenen Boxen. Selbstverständlich kann man an die Boxen-Ausgänge (Norm-Buchsen) auch vorzugsweise niederohmige Kopfhörer anschließen, was sich bekanntlich dann empfiehlt, wenn man über ein im gleichen Raum aufgestelltes Mikrofon aufnimmt.
  • 6. Wiedergabe über ein Radiogerät oder einen Verstärker.

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Die Cassette - der eigentliche Vorteil

Betrachten wir Bild 1: Die Musik-Cassette wird in das mit einem Fenster versehene Fach eingeschoben, nachdem dieses durch Druck auf die mit „Cassette" bezeichnete Taste aus der versenkten Stellung herausgesprungen ist (Bild 2). Durch leichten Druck läßt sich der Cassetten-Träger nach dem Einlegen der Cassette in die Betriebslage zurückversetzen.

Nunmehr wird das Gerät durch Rechtsdrehung des zweituntersten Drehknopfes (rechts) eingeschaltet. Dieser Knopf ist gleichzeitig Lautstärkeregler bei der Wiedergabe. Durch Druck auf die zweite weiße Taste von links wird der Bandtransport in Betrieb gesetzt und das Gerät spielt. Mit Hilfe des zweitobersten Drehknopfes läßt sich die Balance der Stereophonie einstellen. Der unterste Drehknopf dient als Klangblende, deren Wirkung in einer Linearisierung des Frequenzganges zwischen 1 und 8 kHz besteht, wie aus den Frequenzgangkurven (Bild 3) zu ersehen ist.

Für schnelles Vor- und Rückspulen muß man die entsprechenden weißen Tasten betätigen. Zur kurzen Unterbrechung bei Wiedergabe und Aufnahme dient die Pause-Taste, die den Bandtransport unterbricht, ohne die gedrückten Aufnahme- und/oder Wiedergabetaste auszulösen. Durch erneuten Druck auf diese Pause-Taste wird die Unterbrechung aufgehoben. Durch Druck auf die Stop-Taste wird ebenfalls der Bandtransport unterbrochen, gleichzeitig aber werden die eben erwähnten Funktionstasten ausgelöst.

Der Aufnahmeregler und die Anschlüsse

Der oberste Drehknopf rechts dient der Aussteuerung bei der Aufnahme, die über ein kleines Anzeigeinstrument (unterhalb der Drehknöpfe) für beide Kanäle gleichzeitig kontrolliert werden kann.

Auf der Rückseite des Gerätes (Bild 4) befinden sich die beiden Diodenbuchsen für den Anschluß eines Stereoplattenspielers (links) und eines Stereo-Mikrofons, eines Stereo-Rundfunkgerätes oder eines Stereo-Tonbandgerätes (rechts). Die beiden Norm-Buchsen links dienen dem Anschluß von Lautsprecherboxen oder Kopfhörern. Über dem Cassetten-Fach befindet sich ein dreistelliges Bandzählwerk, das durch Knopfdruck auf Null zurückgestellt werden kann.

Ein Mindestmaß an Fehlervermeidung

Bespielte Cassetten sind durch zwei Aussparungen der Rückseite der Cassette vor versehentlichem Löschen insofern geschützt, als es nicht gelingt, die rote Aufnahme-Taste niederzudrücken.

Trotzdem gibt es eine Möglichkeit, die bespielten Cassetten zu löschen: Man legt die Cassette ein, drückt die rote Taste, drückt den Cassetten-Träger in Betriebsstellung und dann die Bandtransport-Taste.

Natürlich ist dies eine Spitzfindigkeit, auf die man wohl kaum aus Versehen kommt. So betrachtet, funktioniert die Löschsicherung schon. Bei leeren Cassetten sind die erwähnten Aussparungen durch Kunststoff-Zungen ausgefüllt. Will man eine besonders wertvolle Aufnahme vor versehentlichem Löschen schützen, so genügt es, diese Kunststoff-Zungen herauszubrechen.

Einige Messungen am Stereo-Cassetten-Recorder 3312

Die Audio-Qualität - bescheiden :
Den Frequenzgang des 3312 zeigt Bild 3. Zur Messung wurden, 20dB unter Vollaussteuerung, Sinus-Wellen von einem Generator bei konstant gehaltenem Pegel auf Band aufgesprochen. Danach wurden auf Wiedergabe geschaltet und die aufgezeichneten Spannungen gemessen, wobei die beiden unteren Kurven sich auf die Stellung 0 und die beiden oberen auf die Stellung 5 der Klangblende beziehen.

Die Klangblende bewirkt nichts weiter als eine gewisse Linearisierung des Frequenzganges zwischen 1 und 8 kHz, der bei geschlossener Klangblende ziemlich steil schon oberhalb 1 kHz abfällt.

Leider tritt bei voll aufgedrehter Klangblende eine erhebliche Abweichung der Pegel beider Kanäle auf. Die Frequenzgang-Kurve des linken Kanals bei voll aufgedrehter Klangblende ist einigermaßen akzeptabel. Sie entspricht etwa der UKW-Qualität eines mäßigen Rundfunkempfängers.

Die CC- Stereo-Cassetten

Die Musik-Cassetten sind in zwei Richtungen, also doppelt, bespielbar. Die Cassetten C90 bieten 2 x 45 Minuten Spielzeit, die Cassetten C60 2 x 30 Minuten. Die Spieldauer bespielter Musik-Cassetten soll derjenigen von 30cm-Langspielplatten entsprechen. Nun sind diese durchaus unterschiedlich. Durchschnittlich enthalten die stereofonen Pop-Cassetten insgesamt 12 Titel. Die Spurlage der Stereo-Cassette ist aus Bild 5 ersichtlich. Man erkennt ohne weiteres, daß stereofon bespielte Cassetten auf Mono-Cassettengeräten abgespielt werden können und daß umgekehrt Cassetten mit Mono-Aufnahmen über beide Kanäle eines Stereo-Cassetten-Recorders in Mono wiedergegeben werden.

Weitere gemessene Daten

Die Umspulzeit einer C-90-Cassette beträgt beim 3312 85 s. Wichtig ist bei einem Stereogerät die Übersprechdämpfung. Sie beträgt beim 3312 von links
nach rechts 31,8 und von rechts nach links 32,4 dB. Will man auf ein bereits bespieltes Band eine neue Aufnahme machen, so muß das Band zuerst gelöscht werden. Dies geschieht um so gründlicher, je größer die Löschdämpfung des Tonbandgerätes ist. Sie beträgt beim 3312 links 38 und rechts 40 dB. Wenn man berücksichtigt, daß der Fremdspannungs-Abstand des Wiedergabeverstärkers ohne Band links nur 39,5 dB und rechts 35,6 dB ausmacht, so muß man die Löschdämpfung als ausreichend bezeichnen.

Der Gleichlauf

Wichtig für die Wiedergabe-Qualität ist unter anderem auch der Gleichlauf des Gerätes. Die Tonhöhenschwankungen sind um so geringer, je besser der Gleichlauf ist. Sie betragen beim 3312 bezogen auf Aufnahme plus Wiedergabe am Bandanfang ± 0,2 % und am Bandende ± 0,3 %, gemessen und bewertet nach DIN. Das sind Werte, die von billigen Plattenspielern mit Sicherheit nicht erreicht werden. Es ist immerhin interessant, festzustellen, daß die vom Hersteller angegebenen technischen Daten mit Ausnahme des etwas geringeren Störabstands eingehalten oder sogar übertroffen werden. Karl Breh in 1967.

Technische Daten nach Angabe des Herstellers

Frequenzbereich 60 bis 10 000 Hz
Breite des Bandes 3,8 mm
Gleichlaufabweichung S ± 0,3 %
Störabstand > 45 dB
Übersprechdämpfung > 30 dB
Eingangsempfindlichkeit Mikrofon 0,25 mV/2,5 kOhm
  Radio 0,25 mV/2,5 kOhm
  Plattenspieler 100 mV/1 MOhm
Ausgangsspannung (Diode) 1 V/12 kOhm für Rundfunkgeräte und Verstärker
Ausgangsleistung ca. 2 X 2 W
Impedanzen Lautsprecherboxen 5 bis 8 Ohm (z. B. Philips NG 1215)
Bestückung 4 X BC 109, 4 X BC 108, 1 X BC 107, 2 X AF 124, 2 X AC 187, 2 X AC 188
Spieldauer 2 X 30 Minuten mit C 60, 2 X 45 Minuten mit C 90
Netzspannung 110/126/220/245 V, 50 Hz
Leistungsaufnahme ca. 20 W
Abmessungen 312 X 209 X 85 mm
Gewicht ca. 3,2 kg
Unverbindlicher Richtpreis -
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