Sie sind hier : Startseite →  (4) Historie - Video Technik→  Loewe-Opta→  Loewe-Opta 500/600

Loewe Opta in Kronach in Bayern entwickelte und baute 1958 an einem 2" Videorecorder

Es war 1958 oder etwas später, da glaubten auch deutsche Firmen, in diesem völlig neuen lukrativen Markt der Zukunft etwas auf die Beine stellen zu müssen. Im Laufe der Zeit bekamen wir Informationen von der Bosch Fernseh GmbH Darmstadt, von Telefunken, von Philips, von Blaupunkt und von Loewe Kronach, natürlich auch von Ampex und RCA aus Amerika.

Einigermaßen erfolgreich im Studiobereich war in Europa nur die Fese aus Darmstadt. Leidlich erfolgreich im Semiprofi-Bereich war danach auch nur noch Grundig Electronic mit den 1" Open Reel Industrie- und Schul-Maschinen. Alle anderen deutschen und europäischen Firmen im Westen gaben schließlich auf, weil der Kapitalbedarf zum Entwickeln ins Gigantische ausuferte. Alleine in der DDR wurde aus polituschen Gründen im Geheimen an einer (illegalen) Kopie des AMPEX 2" Recorders gebaut und irgendwann dann doch fallengelassen. Es wurde selbst der dortigen Regierung zu teuer.
.

Dieses Telefunken 1" Gerät von 1971 ist nie auf dem Markt erschienen . . .

. . . obwohl Telefunken wieder ein Patent für die Schrägspuraufzeichnung angeboten worden war (Dr. Schröter).

Das mit der 2" Helical Kopftrommel funktionierte aber nicht.

Damit waren die bayerischen Loewe Ingenieure genauso weit wie die Ampex Kollegen unbekannter Weise in Kalifornien auf der anderen Seite der Welt.

Dort funktionierte die 2" Schrägspur-Kopftrommel auch nie. Erst mit SONYs Hilfe bekam man das etwa 1977 bei den 1" C-Format Maschinen in den Griff.

Ampex mußte vorher sogar zweimal unter großen finanziellen Schmerzen ein nahezu fertiges neues Produkt vom Markt zurückziehen und klammheimlich einen (alten) Quadruplex Scanner auf ein tolles neues 2" Band-Laufwerk drauf setzen.

Der Quadruplex Scanner drehte waagrecht mit hoher Drehzahl, der Helical Scanner drehte senkrecht. Damit konnte man keine "Luftlager" einbauen, man mußte Laufbüchsen oder Kugellager verwenden. Beides war damals in der geforderten Präzision noch nicht funktionstauglich.
.

Ein neuer Anlauf mit 1" Technik beim Optacord 600

Von dem 2" Optacord 500 wurden vermutete 3 bis 4 Stück gebaut. Probleme gab es mit dem Band an sich, zum Beispiel frühe AGFA Bänder hatten nie richtig funktioniert, das hatte uns auch der Prüfingenieur von AGFA, Rainer Vesper, im Jahr 2012 - nach seiner Pensionierung lächelnd bestätigt.

Mit anderen Herstellern gab es wieder andere Probleme, die die Kollegen bei der Darmstädter Fese aber in den Griff bekamen. Die hatten eine paar wenige sehr gute Physiker, die das mit dem ganz leichten "Ausbeulen" des Bandes auch bei der hohen Drehzahl nachgewiesen hatten. Das Band hob wenige Micrometer !! (müh) - von einer heißen Luftblase getrieben - vom Kopf ab. Und das reichte, daß da einfach nichts rauf oder nichts mehr runter kam.

Das neue Optacord 600 sollte jetzt mit dem 1" Band 80 Minuten aufnehmen können. Über die effektive Qualität gab es erstmal keine Aussagen. Wir wissen aber, daß von der Grundphilosophie sowohl von Grundig und auch von Philips im Gegensatz zur Fese Welten lagen.

Die Fese machte richtige Broadcast Qualität (also mehr als 6 MHz Video-Bandbreite), die anderen machten (nur) Industriefernsehen. Während also die Fese 6 MHz Studio-Bandbreite herauskitzelte bzw. können mußte, konnten die anderen wie Loewe und Grundig mit der BK Serie nur 3,0 bis vielleicht 3,5 MHz Bandbreite.
.

Von der Optacord 600 Maschine auch nicht mal 50 Stück . . .

So gut wie alle hatten bis etwa 1978 dicke Probleme mit der Helical Scantechnik, also der Schrägspur-Trommel.

Die Kopf-Trommel lief einfach nicht rund (also absolut rund) . Wobei man jetzt das "Rundlaufen" extrem präzisieren muß.

Je dichter die beiden Gleitlager oder Kugellager "beieinander" bzw. übereinander waren, desto "unrunder" oder schwabbeliger drehte die ganze Kopf-Trommel. Man hätte eine Achse von mindestens 50cm bis 80cm Länge gebraucht, damit die Kopftrommel in der Mitte absolut sauber rund gelaufen wäre. Das Bild schwankte und kippte nach Lust und Laune. Man hatte nämlich den Zeitfehlerausgleich (noch) nicht im Griff.

Philips probierte es gleich mehrmals. Hier ein Industrie-Produkt aus 1965, das aber auch wieder verworfen wurde.

Philips wagte dann 1972 mit der deutschen Fese zusammen noch einmal einen Anlauf mit einem professionellen Produkt, die Gemeinschaftsproduktion der Philips/Fese BCR40/50/60, aber das war ebenfalls ein sehr teurer Flop.

Erst der (Ex-) Ampex Mann von Arvin Echo schaffte es 1974, mit einer 1" Technologie und einem recht schlanken Schrägspurkopf super Ergebnisse zu erzielen.

Bosch übernahm das Konzept dann und die Fese baute die BCN 40 und BCN50 und weiter, für die FESE ein Welterfolg - aber nur für ganze 5 kurze Jahre. Dann hatten die Ampexer mit Sony zusammen das Problem mit dem Schrägspurkopf "geknackt" (der Schabbelkopf auf Piezo-Basis war von SONY erfunden worde) und der harte und bittere japanische Wettbewerb fegte alle Etablierten von der Strasse.

Ein kleiner Artikel über das bittere Ende steht hier.
.

- Werbung Dezent -
© 2003 / 2024 - Copyright by Dipl. Ing. Gert Redlich - Filzbaden / Germany - Impressum und Telefon - DSGVO - Privatsphäre - Zum Flohmarkt
Bitte einfach nur lächeln : Diese Seiten sind garantiert RDE / IPW zertifiziert und für Leser von 5 bis 108 Jahren freigegeben - kostenlos natürlich.