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Das Fachgeschäft, die Quelle Nr.1

Grundig kämpft um seine Fachhändler. Die leiden und wollen den Preiskampf (zu ihren Lasten) nicht mehr mitmachen. Jetzt wird seitenweise philosophiert, warum wir, die Kunden, denn beim Fachhändler kaufen sollen. Ja wo denn sonst ? Mediamarkt und Promarkt gabs doch noch gar nicht und Internet auch nicht. Und Quelle und Neckermann hatten ihre eigenen Produkte.

Es gab aber Wettbewerb unter den sogenannten "Fachhändlern", den Boxenschiebern. Solche Händler schieben die original verschlossenen "Boxen", also die Kartons, mit wenig Marge über den Tresen. In der Hifi Branche war das auf einmal so aufgekommen. Das geht natürlich zu Lasten derer, die sich mit Beratung Mühe geben. Und das wurde natürlich ein Bumerang, keiner wollte mehr beraten. Die Produkte wurden aber immer beratungsintensiver.

Die Hersteller versuchten allesamt, das mit sogenannten Vertriebs- vereinbarungen wieder in den Griff zu bekommen, also die (per Gesetz aufgehobene) Preisbindung durch die Hintertüre zu reanimieren.

Es klappte aber nicht, denn es gab und gibt immer welche, die sich auf Kosten der Anderen mit ziemlich dünnen Ausreden einen Vorteil verschaffen wollen. Es ist also eine Argumentation gegen Windmühlen.

Fernseh-Zukunft = Umsatz-Zukunft

Grundig baute eine neue Fabrik in Wien, in der angeblich 2,2 Milionen Farbgeräte pro Jahr hätten fabriziert werden können. Auf zwei großen Seiten wird in der Revue beschrieben, worauf bei Grundig geachtet würde.

Dann kommen die gleichen Bilder mit den langen schlanken Beinen direkt vor dem Fernseher. Die Fernbedienung kann inzwischen zwischen 12 Programmplätzen wählen. Das Modulkonzept wird beibehalten, ich vermute, die thermischen Probleme wurden gelöst und es wurde ein ganz neues Gerät entwickelt.

Grundig baut den ersten Color Portable 1510.

Damit trieb er wieder die anderen Wettbewerber vor sich her. So etwas hatte keiner, alle hatten nur S/W Portables. Ich hatte mir auch einen gekauft, er sah damals wirklich gut aus und war erstaunlich preiswert, knappe 1300 Mark. Ein großer kostete immer noch 2000 und etwas.

Leider wurde er erstaunlich warm oder heiß und das stand in den technischen Daten nicht drinnen. In diesem Fernseher war so ziemlich die erste Schlitzmaskenröhre drinnen. Die kam von der Idee (und vom Patent) her aber von Sony aus Japan. Das Bild war brilliant und scharf. Der Griff, die beiden Antennen, es stimmte alles.

Dann kommt eine ganze große Seite mit einem PAL / Secam Umschalter. Doch wer braucht das wirklich. Wir Wessis hatten auch dann nicht Ossi Fernsehen gesehen, als wir das dann konnten, weder den schwarzen Kanal noch in Farbe. Es war einfach zu komisch, was die uns dort erzählen wollten.
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Das Design der Fernseher hatte immer noch gestimmt.

Der Super-Color 8520 von 1973 sah mit seiner 66cm und 110 Grad Bildröhre einfach modern aus, damals, fast sogar heute (2009) noch. Doch 2500 Mark war immer noch viel Geld.

Die Geräte hatten bereits bis zu 19 ICs, bis zu 64 Transistoren und an die hundert Dioden. Was immer das aussagte, es klang beachtlich, die Konkurrenz hatte weniger. 21 Farbgeräte und 19 S/W Geräte füllten die Seiten. Das konnte auch manchen mittelgroßen Händler und sogar die regionalen Großhändler überfordern.

Der BK 2000 Color Recorder wurde immer noch "gepushed", obwohl sich dicke Probleme bei der Qualität abzeichneten. Die Köpfe verschmierten aufgrund der dicken fetten Einbalsamierung der Mechanik mit Silikonfetten. Das hätte man nie machen dürfen. Fette und Öle dünsten immer nebelartig aus.

So verschmierten die Magnet-Köpfe gleich nach der Reinigung wieder und die wenigen wohlhabenden Kunden und Video-Fanatiker waren satt bis oben hin.

Endlich, es gibt neue Tonbandgeräte.

Jetzt werden Spulengeräte und Kassettengeräte sachlich fair verglichen, die Betonung liegt aber immer noch auf Spulengeräten, denn die sind teurer und bringen mehr Ertrag. Dafür sind aber 2 ganze große Seiten vorbehalten und wieder sehr anschaulich formuliert.

Und da ist ein neues Tonbandgesicht zu erkennen. Es gibt unten herum nur noch das TK147 Hifi de Luxe Stereo und das TK148 ohne Hifi. Der Look ist jetzt schwarz, das haben die Japaner eingeführt. Die Fotos auch der 100er Serie sind wieder absolut professionell und lassen mehr vermuten, als man später bekommt.

Dann eine ganze Seite für das TK 745 Hif-Stereo

Modultechnik jetzt auch bei den Tonbandgeräten (von Grundig!) schreibt man stolz auf diese große Seite. Doch der Verkäufer, der Hobbyist und natürlich der Fachmann weiß, das hatte Revox mit der A77 bereits vor fast 10 Jahren, das ist doch nichts Neues. Das Laufwerk hat 3 Bandgeschwindigkeiten, einen Motor und eine Art von Kurzhubtasten (magnetgesteuerte Servotasten - was immer das ist) und ist jetzt erstmals fernbedienbar. Wieder werden zwei hochwertige Konzertlautsprecher beworben, doch das hatten wir schon im TK 242 relativiert, es klingt wie Hund. Dafür hat es ein "funktionsgerechtes Profistyling" !!

Danach kommt nur noch das TK600 und die diversen CC Kassettengeräte, das wars dann aber auch schon. Wieder kein Top Gerät als Marktführer. Und die Japaner kommen mit (Markt-) Gewalt aus allen Ritzen zu uns.

Einige CC Recorder sind jetzt (sogar automatisch) auf Cromdioxid umschaltbar. Andere neue CC Recorder erscheinen jetzt im neuen Military-Look.
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Der Satellit 2000 hat jetzt 21 Wellenbereiche.

Toll, aber wer braucht das ? 98% aller (deutschen) Kunden hören nur noch UKW. Es ist sicher ein hochmodernes tolles Teil, doch die Optik kann nicht mehr so ganz überzeugen. Die sechs Flachbahnregler, und seien sie noch so modern, passen nicht zur Harmonie des Designs.

Der RTV 1020 hat jetzt bis zu 240 Watt ...... - ja was denn für Watt ? Die typischen PMO Watt der billigsten Hongkong Ramschware ? Es sind aber maximal 2 x 50 Watt Sinus Dauerleistung bei 4 Ohm Last, typisch Grundig und daran wird auch nichts mehr geändert oder ? Irgendwie geht das dann aufzuteilen auf 2 x 15 Watt und 2 x 25 Watt, wie bleibt dem Verkäufer und dem Kunden schleierhaft.

Erst das Studio 2040 Hifi Quadro hat wirklich 4 einzelne Endstufen, aber nach wie vor mit nur 4 x 12 Watt  oder 2 x 16 Watt Sinus. Der Trafo gibt gar nicht mehr her.

Das ist alles nicht mehr zeitgemäß. Die Kunden werden langsam verwöhnt von sehr preiswerten guten Japanern mit 2 x 50 Watt Sinus an allen Impedanzen.

Und so werden immer mehr Ladenhüter gebaut.

Die Studios, also die Steuergeräte mit Dual Plattenspieler haben zwischen 2 x 7 bis 2 x 20 Watt Sinus an 4 Ohm, doch das reicht nicht für mittelgroße Räume.

Der RTV 500 sieht gut aus, könnte ein Renner werden, aber mit lächerlichen 2 x 5 Watt Sinus, das wird Ende 1973 nichts mehr.

Jetzt gibt es noch mehr Audioprisma Hifi Boxen. Doch solche komischen Teile mit diesem Horngrill werden von der Weiblichkeit aus ästhetischen Gründen abgelehnt und die Frauen bekommen immer mehr Macht bei der Einrichtung der Wohnung.

Auch die verbliebenen Musiktruhen bekommen diese stilistische Note und sehen aus wie gewollt und nicht gekonnt.

Von da an ist also im Hifi Design der Wurm drinnen.
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