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Das Farbfernsehen war bereits zwei Jahre alt . . .

und Grundig war der Größte. Es war die Zeit der Grundig Zauberspiegel und Triumpf Serien. Und Max Grundig und "seine" Firma konnte Triumpfe feiern. In den Revuen kamen immer zuerst die Fernseher. Das waren offensichtlich die Renner aus dem ganzen Produktspektrum.

Es war auch schon die Zeit des Nachholbedarfs an Zweitgeräten und sonstigem Luxus. Die Eltern des Autors hatten 1965 in Wiesbaden ein kleines Reihenhaus gebaut und die Durststrecke schien so langsam abzuebben. Die Mutter ging bereits mehrere Jahre arbeiten und Ausgaben und Einnahmen waren vermutlich wieder im Lot und so gönnte sich Muttern einen tollen Grundig OceanBoy. Es war das Gerät eins unter dem Spitzengerät von Grundig mit einem wirklich guten Klang für ein Kofferradio jedenfalls und der OceanBoy hat in seinem Leben nie Batterien gesehen. Übrigens, es geht heute noch bei meinem Vater (2015).

Ein anderes Produkt außer einem Grundig kam für meine Eltern einfach nicht in Frage, wir haben auch darüber nie diskutiert. "Man" kaufte einfach (fraglos) einen deutschen Grundig. Also die Werbung war gut, es hat genial funktioniert.

Übrigens hatte die (bestimmt wohlhabende) "Grundig Foto-Familie" auf der Frontseite inzwischen 3 Kinder und auch ein Großelternpaar und natürlich eine (für die 3 Kinder) viel zu junge langbeinige blonde Mutti.

"24 Stunden dauergeprüft" wurde indoktriniert.

118 Qualitätskontrollen wurden benannt und die Farbbildröhren hätten 20% mehr Helligkeit. 20% mehr als welche Anderen ? Darauf gibt es heute noch keine Antwort. Aber es klang gut und wurde (damals jedenfalls) nicht hinterfragt.

"Grundig color 69" nach dem internationalen PAL System, das war der Oberbegriff für die Zauberspiegel. Und dann kommen die bekannten Sprüche. Wen hat im Rhein Main Gebiet ein internationales PAL Sytem interessiert. Selbst als wir konnten, haben wir kein Ostzonenfernsehen (so hieß das damals überall im Westen einschließlich Berlin) gesehen. Das Ossi-Programm war eine einzige Katstrophe.

Ach so, da waren noch die "erbarmungslosen" Qualitätskontrollen und die Schaltkreise (Achtung : Mehrzahl) aus der Raumfahrt, die uns beeindrucken sollten. Aber er hatte erstmal nur einen einzigen Schaltkreis, den TA350.
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8 Farbfernseher, 5 Farb-Musiktruhen, 14 S/W Fernseher, toll.

Dieses Typen-Programm stahl den Wettbewerbern die Schau, das konnte man ausschlachten. In dieser Revue wurde noch nicht mit volltransistorisiert geworben, denn das konnten sie noch nicht. Der Kleinste kostete 2024.- Mark, der Edle sogar 2700.- Mark. Der hatte dann eine 63cm Röhre (Telefunken oder Valvo) und 18 Röhren und 23 Transistoren und ein (1!) IC Type TAA 350 sowie 50 Dioden und Gleichrichter.

Die haben wir sogar noch gezählt, je mehr Transistoren, desto besser der Fernseher ? Jedenfalls wurde das als Kriterium hochstilisiert. Und viele haben es geglaubt, der ähnliche Blaupunkt hatte nämlich 4 Transistoren weniger !!

Die zweite Gruppe waren die Tonbandgeräte . . .

Das TK 121 war 1969 das Kleinste der Spulengeräte und das TK247L Stereo war das Größte. Daneben gab es bereits 5 Radio/Cassettenrecorder mit der Philips CC Kassette. Die eigene CC ähnliche Kassette war schon länger wieder aus dem Verkehr gezogen worden.

Das TK 121, die neue 100er Klasse, in Großformat fast 1:1 über 2 Seiten gedruckt, ui, sah das gut aus. Im Prospekt konnte man nicht rein sehen, zu Hause traute sich keiner, mal rein zu schaun. Er wäre total erschrocken gewesen. Die Werbesprüche waren überzeugend gut formuliert.

Das TK 220 de Luxe (wer kaufte schon noch ein Gerät, das nicht mindestens "de Luxe" drauf stehen hatte) gehörte bereits zur 200er Klasse, also etwas Gehobenes. Zumal auch noch Stereo angeboten wurde.

Die Bilder waren so geschickt und beeindruckend fotografiert (eine sehr gute Ausleuchtung), daß so gut wie jedem das Wasser im Mund zusammen lief.

Es glänzte und blitze wunderbar. Daß man damit eigentlich Töne und Musik aufnehmen können sollte, verschwand im Hintergrund. Auch das mit den zwei Superphon Lautsprechern klang super.

Wir haben ein solches TK 245 geöffnet und diese beiden absolut billigsten Lautsprecher spotten jeder Beschreibung. Es war so ziemlich das Billigste aus dem gesamten Grundig Lautsprecher Repertoir und in dem dazu noch billigen Blechkasten klang es absolut miserabel. Es hält nicht mal einen Vergleich mit dem älteren und größeren TK320 stand (hier bei uns stehen sie alle!)

Dann kam die große Tabelle mit den technischen Daten. Dort konnte man so schön ankreuzen, wer hat die meisten (schwarzen) Punkte, das TK247L natürlich.

Und dann kamen 3 Seiten voll bis oben hin mit Zubehör, das war toll, die bei Grundig hatten ja "Alles". Ja, es war wirklich gut gemacht.
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1969 - der erste Videorecorder BK 100 mit Spulen

Eine Messeneuheit zur der kommenden Funkausstellung 1969 - Eine tolle Leistung, 46 Minuten in schwarz weiß sogar mit der eigenen Kamera aufnehmen, auf ein 1/2" Band und das alles für wenig Geld. "Man" lanciert solche vermuteten Hits lange bevor die Anderen kommen (könnten).

Doch es wurde ein Flop, das Teil kam nämlich vom Kooperations-Partner Philips und die hatten zwar sehr viel Ahnung (von der Technik), aber Philips hatte nicht einen einzigen Videorecorder erfolgreich vermarktet, weder im Consumer Bereich, noch im Profibereich, es sollte bei Philips mit diesen Produkten einfach nichts werden. Das ganze Gerät sah auch nicht "Grundig like" aus (die eigenen Grundigs waren schöner), es war offensichtlich ein Fremdgerät, man sieht es auf Anhieb.

6 Grundig Autoradios zum Nach(ein)bau.

Warum auch immer, serienmäßig gabs in deutschen Autos entweder Becker oder Blaupunkt. Wo die wohl das Monopol her hatten ? Da hatte doch Bosch was dran gedreht (keine Autoradios von uns, dann keine Zündkerzen und Zündspulen oder ?). Grundig war nie (?) bei den Erstausrüstern dabei.

Das muß den großen Max gewurmt haben. Er ließ eine ganze Serie mit erstaunlichen Qualitäten konstruieren und nach unserem Wissen verkauften die sich erstaunlich gut. Das Knowhow mit den batteriegetriebenen Kofferradios hatten sie ja bei Grundig.

Auch die Optik war wie ein Grundig, übersichtlich und leicht zu bedienen.

Die Grundig Kofferradios

Es muß ein Spleen vom alten Max gewesen sein, den Markt der Kofferradios mit Gewalt aufzurollen. Auch hier war er der Größte, es waren die meistgekauften transportablen Geräte in Europa.

Und hier hatte er mal ein absolut geniöses Händchen, er setze mit dem Grundig Satellit den Maßstab, weltweit, absolut ganz oben. Und da konnte keiner mit, nach wie vor sind die Grundig Satelliten herausragende Entwicklungen, weltweit, sogar heute noch.

Hätte er das doch bloß mit den Tonbandgeräten genauso gemacht. Er hätte nur ein einziges Topmodel gebraucht, um die Mittelklasse zu verkaufen. Mercedes Benz macht es doch heute noch vor, wie es geht.

Wie auf den Seiten weiter vorne gesagt, die Mutter das Autors gr kaufte 1969 einen OceanBoy (also das zweitgrößte und zweitteuerste Modell) und war glücklich und zufrieden und er war noch nie kaputt (wir haben 2009!).
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Die Stereoreceiver (= Steuergeräte)

Hier in der Revue fällt es bereits auf, es waren keiner Steuergeräte oder Empfänger-Verstärker, es waren RTVs, also Rundfunk-Tuner-Verstärker. Das war jetzt ein typisch deutscher Bezeichnugs- Mischmasch, den die Kunden nicht immer verstanden.

Die Anderen hatten bereits Receiver bzw. Steuergeräte als Namensgebung. Diese RTV Geräte waren das Zwischending zwischen dem altbekannten Radiogerät und den Hifi-Stereo Anlagen.

Die RTV340, 360 und 380 glänzen 1969 durch eine sogar heute noch elegante Frontgestaltung mit sauberen klaren und übersichtlichen Linien. Es war Max Grundigs persönliche Glanzzeit
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Immer noch 11 Konzertschränke in allen Variationen

Es war immer noch die Zeit, da hatte fast jeder Vater im Wohnzimmer einen (seinen) Konzertschrank, also die Radio und/oder Fernsehtruhe stehen. Die Frauen oder Ehefrauen oder Mütter hatten so gut wie keinen Einfluß auf das Kaufverhalten des Verdieners und Ernährers der Familie. Also hatte er auch das Sagen. So war das noch bis wie in die 1970er Jahre hinein. Eventuell konnten Sie rhetorisch geschickt beim Design oder der Farbe oder der Holzart das Schlimmste verhindern.

Die Tischlerei bei Grundig lieferte seit Jahren saubere robuste deutsche Qualitätsarbeit ab, übrigens wie auch bei Wega und Saba und Kuba und den anderen Truhenherstellern. Mancher teure Wohnzimmerschrank aus den 1980ern ist bereits zersplitterte Geschichte, während die Grundig Truhen heute noch "voll im Leim" stehen.
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Grundig Hifi - der Weg bis ganz nach oben.

Eigentlich war es Max Grundig, der die Hifi Qualität für die Masse der Bevölkerung erschwinglich machte. Er ließ technologisch zukunftsweisende Geräte zum Großserienpreis entwickeln und auch "designen". Und die kosteten dann auch nur den gewohnten Grundig Preis und sie wurden gekauft, in riesen großen Mengen.

1969 war es der RT100 und der SV85 und der SV140. Der SV140 setzte schon Maßstäbe bei Qualität, Preis und Leistung und ließ manchen kopfschüttelnden Wettbewerber einfach stehen, hinter sich natürlich.

Das war jetzt alles schon volltransistorisiert, nicht wie bei den Fernsehern ganz vorn in der Revue. Auch der HF500FET und der RTV 600 setzten jeweils in ihrer Klasse Maßstäbe.
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Nur mit den Lautsprechern tat sich Grundig 1969 noch schwer.

Zumindest 1969 waren die Grundig Hifi-Boxen noch ein Stiefkind der Firma (obwohl Grundig gigantische Mengen an Chassis produzierte) und Grundig überließ für kurze Zeit dieses Feld den (nur) Lautsprecher-Boxen- Spezialisten. Aber es dauerte nicht lange, da hatte auch er seine Palette vollständig beisammen.

Hier stehen übrigens wieder überall die damaligen Preise dran.
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