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"tonband" - Heft 4 • November 1964 • 1. Jahrgang

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Industrie :
Grundsteinlegung zu einem neuen BASF-Zweigwerk Willstätt

Die Badische Anilin- und Sodafabrik AG hat am 27.11.1964 in Willstätt, Landkreis Kehl, den Grundstein zu einer Magnetophonband-Fabrik gelegt. Der Vorsitzende des Vorstandes der BASF, Prof. Dr. Carl Wurster, unterstrich die große wirtschaftliche Bedeutung, die das Magnetophonband, das vor 30 Jahren in der BASF erfunden wurde, inzwischen erlangt hat.

  • Anmerkung : Das war und ist historisch FALSCH. Das Magnetband wurde bei der AEG in Berlin aufgrund des Pfleumer Patentes erfunden (beser gesagt : entwickelt) und nicht bei den IG Farben in Ludwigshafen. Dort wurde es verbessert, aus Papier wurde PVC.

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Und gleich ein Sprung nach 1963

Allein die in Ludwigshafen im Jahre 1963 hergestellten Tonbänder würden, aneinandergereiht, ausreichen, um einen Rundfunksender 2000 Jahre lang ohne Unterbrechung die Aufnahme von Musik zu gestatten. Wenn wir annehmen, daß man bei der Berechnung dieser Zahl die Rundfunk-Bandgeschwindigkeit von 38cm/s zugrundegelegt hat, so entspricht diese Angabe einer Jahresproduktion von 23.967.360km. Ein Band dieser Länge könnte man rund 600mal um die Erde legen, oder es würde 62mal die Entfernung zwischen Mond und Erde überbrücken.

Trotz dieser enormen Produktion allein in der Landwigshafener Fabrik mußte die BASF in Gien, im Loiretal (Frankreich), eine zweite Fabrikationsstätte in Form einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft eröffnen, obwohl schon eine andere, zusammen mit französischen Partnern, in der Nähe von Paris betrieben wird.

Für die Zukunft planen

An dieser dynamischen Entwicklung läßt sich der gegenwärtige und von der Industrie in Zukunft erwartete Bedarf an Tonbändern mühelos erkennen. Nach den Ausführungen Prof. Wursters sind die beiden größten Gebiete des Tonbands das sogenannte Heimtongebiet, also dasjenige der privaten Tonbandbenutzer, und der technische Sektor.

Auf dem Letztgenannten spielen die Magnetbänder für elektronische Rechenanlagen eine große Rolle. Um an diesem ungeheuer schnell expandierenden Geschäft sofort partizipieren zu können, hat die BASF erst in diesen Tagen in den USA die Firma COMPUTRON Inc. in Waltham bei Boston als ebenfalls hundertprozentige Tochter erworben.

Willstätt - eine Investition von 83 Millionen DM

Die in Willstätt entstehende Fabrik wird in der ersten Ausbaustufe eine Investition von 83 Millionen DM erforderlich machen. Sie wird die fünfte und größte Tonbandfabrik der BASF sein.

Die Fabrik (siehe unser Bild) wird eine ganz moderne Einteilung mit einem klaren Produktionsfluß erhalten. Willstätt wurde aus verschiedenen Gründen als Standort gewählt.

Eine hervorragende Lage

Einmal ist das Oberrheingebiet um Kehl infolge der Grenznähe unterindustrialisiert und verfügt allein schon wegen des Wandels der Agrarstruktur über die notwendigen Arbeitskräfte.

Im Zuge des Entstehens des europäischen Wirtschaftsraumes liegt das zukünftige Werk verkehrstechnisch äußert günstig an der Autobahn und Europastraße. Das früher hemmende Argument der Grenznähe kehrt sich heute eher in einen Vorteil um. Dann gibt es in Willstätt ausreichend Wasser, und schließlich ist die Luft in diesem Gebiet noch einigermaßen sauber, was den strengen Forderungen nach höchster Sauberkeit in den Produktionsräumen entgegen kommt.

Alle Honoratioren sind gekommen

Zur Grundsteinlegung war die Mehrzahl der leitenden Herren des Unternehmens erschienen, wodurch die Bedeutung unterstrichen werden sollte, welche dieser neuen Fabrikationsstätte beigemessen wird. Die Landesregierung wurde von Wirtschaftsminister Dr. Leuze vertreten.

Prof. Furier, Vizepräsident des Europaparlamentes, legte in seiner kurzen Ansprache ein glühendes Bekenntnis zur europäischen Einigung ab, indem er auf die wirtschaftliche und politische Bedeutung dieser neuen Industrieansiedlung in unmittelbarer Grenznähe hinwies. Die BASF, die schon seit ihrer Gründung vor 100 Jahren den Namen Baden im Firmentitel führt, erbaut nun erstmals auf badischem Gebiet eine Produktionsstätte, nachdem sich die Mannheimer Bürgerschaft seinerzeit einer Niederlassung der Firma in Mannheim widersetzte und die BASF daher nach Ludwigshafen in die Pfalz ausgewichen war.

Wir gratulieren der BASF zu dieser neuen Unternehmung und wünschen ihr einen reibungslosen und glatten Ablauf der Bauphase.

Karl Breh

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