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Heft 3 • Oktober 1964 • 1. Jahrgang

Im Herbst 1964 tat sich eine Menge auf dem Audio Markt. Der DUAL 1009 war neben UKW die erste ernst zu nehmende Programmquelle nach den vielen Plastikgurken zuvor.
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Inhalt

Peter und Sabine 42
Spielereien mit verschiedenen Laufgeschwindigkeiten 46
Glückliche Lösung 49
Playback - Duoplay - Multiplay 50
Übersicht über die wichtigsten deutschen Mikrofone (Fortsetzung und Schluß) 52
Die Industrie meldet 55

Liebe tonband-Freunde

fein artig, im Rahmen des gesetzlich Erlaubten, haben wir diesmal Peter und Sabine „Überspielereien" machen lassen. Vielleicht ergibt sich auch in unserem Lande einmal eine juristische Situation, die es erlaubt, ein solches Thema ohne urheberrechtlichen Eiertanz abzuhandeln.

Unseren Lesern wird sicher gleich auffallen, daß wir die Typographie der Zeitschrift geändert haben. Wir glauben, sie sei jetzt lebhafter und ansprechender. Hoffentlich teilen Sie diese Meinung!

Im nächsten und für dieses Jahr letzten tonband werden Peter und Sabine sich mit Verbesserungsmöglichkeiten der Tonbandwiedergabe beschäftigen.

Ferner werden wir mit einem in mehreren Fortsetzungen erscheinenden Beitrag über Schmalfilm-Vertonung anfangen. Selbstverständlich berichten wir auch über den nationalen und internationalen Wettbewerb der besten Tonband-Aufnahmen. Bis dahin grüßt Sie "herzlichst"

Ihre tonband-Redaktion

Anmerkung : Huch, schon wieder . . . . was ist das hier ?? "herzlichst" - wieso "herzlichst" ??

Den Artikel mit Peter und Sabine übergehen wir wieder

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„Tonbandspielereien"
mit verschiedenen Laufgeschwindigkeiten

Wenn eine Schallplatte mit falscher Geschwindigkeit abgespielt wird, dann klingt das fremd. Vielleicht komisch. Meistens aber doch so, daß die Melodie noch erkennbar ist. Das liegt daran, daß die verschiedenen Laufgeschwindigkeiten des Plattenspielers nicht allzusehr voneinander abweichen.

Höhere Laufdifferenzen als beim Plattenspieler

Beim Tonbandgerät ist das anders. Zwischen den Geschwindigkeiten 4,75 - 9,5 - 19,0 cm/s liegen weit höhere Laufdifferenzen als beim Plattenspieler, was schon aus dem Verhältnis der Zahlen zueinander zu erkennen ist. 4,75 bedeutet nämlich, daß das Band mit einer Geschwindigkeit von 4,75 cm in der Sekunde am Tonkopf vorbeiläuft, bei 9,5 mit 9,5 cm und bei 19,0 mit 19 cm in der Sekunde. Das aber macht sich bei einer von der Aufnahmegeschwindigkeit abweichenden Wiedergabegeschwindigkeit schon erheblich bemerkbar, sowohl nach oben wie nach unten. Wenn also ein Musikstück mit 9,5 cm/s aufgenommen wurde und fünf Minuten dauerte, dann wird es, mit 19 cm/s gefahren, nur noch 2,5 Minuten dauern, bei 4,75 cm/s dagegen 10 Minuten.

Bei diesen relativ großen Zeit- bzw. Geschwindigkeitsunterschieden aber wirkt sich eine von der Aufnahmegeschwindigkeit abweichende Wiedergabegeschwindigkeit nicht nur in bezug auf die Zeit, sondern schon merklich auf die Tonhöhe aus.

Ein Anfang mit dem Wecker-Tick-Tack

Im Rahmen dieses kleinen Aufsatzes soll aber nicht über technische Momente gesprochen werden, sondern es soll gesagt werden, wie unter Ausnutzung dieser Gegebenheiten lustige kleine Spielereien getrieben werden können. Beginnen wir ganz primitiv. Stellen wir unser Tonbandgerät auf 19,0 cm/s ein und nehmen wir mit dieser Geschwindigkeit über das Mikrofon das Tick-Tack eines Weckers auf. Nicht lange! Etwa eine halbe Minute. Und dann hören wir die Aufnahme mit der Aufnahmegeschwindigkeit ab. Erfolg: Ganz normal; ein Wecker-Tick-Tack! - Nun aber das Gerät stoppen, auf 9,5 cm/s umstellen und die gleiche Aufnahme noch einmal abhören. Das Tick-Tack ist selbstverständlich merklich langsamer. Aber auch dunkler! Und, schalten wir noch weiter zurück, auf 4,75 cm/s, so möchten wir glauben, wir hören die dumpfen Herztöne eines Menschen. So hat sich unser harmloses Wecker-Tick-Tack gewandelt! Das war eine ganz harmlose Spielerei.

Tricks bei Maschinen, Sprache und Gesang

Aber auch nicht mehr. Sie sollte nur ganz grob zeigen, wie sich Geschwindigkeitsveränderungen zwischen Aufnahme un Wiedergabe auswirken, und zwar sowohl in der Veränderung des Tempos wie auch in der Tonhöhe. Man kann das natürlich auch umgekehrt machen: mit 4,75 cm/s aufnehmen und mit 19,0 cm/s abspielen. Dann wird aus dem Tick-Tack des Weckers eine schnarrend laufende Maschine, etwa eine Nähmaschine oder dergleichen.

Bei Sprache und Gesang wirken sich diese Geschwindigkeitsveränderungen noch viel merklicher aus. Wir lassen Onkel Franz, der über einen männlich-tiefen Baß verfügt, ganz langsam einen Satz ins Mikrofon sprechen. Etwa: Otto schreitet über die Wiese. Aber, bitte, sehr langsam: Oh-toh schreih-teht üb-behr dieh Wieh- seh. Und diesen so langsam gesprochenen Satz nehmen wir über Mikrofon mit 9,5 cm s auf. Dann stellen wir auf 19,0cm/s um und spielen ab. Und, siehe da, Onkel Franz' sonorer tiefer Baß ist nicht mehr auf dem Band. Aber dafür spricht zu uns die helle Stimme eines 18-jährigen Jünglings.

Und dann soll Base Frieda (16 Jahre alt, unverheiratet) den gleichen Satz sprechen. Dieses Mal aber sehr schnell. Das nehmen wir mit 19,0 cm/'s auf und spielen es mit 9,5 cm/s ab. Und, oh Wunder, Base Frieda's Stimme ertönt als tiefer Baß aus dem Lautsprecher.

War das jetzt zu albern ???

Das sind kleine Spielereien, die vielleicht mancher als albern bezeichnen wird. (Ich übrigens auch.) Sie bekommen aber einen praktischen Wert, wenn, etwa für ein Hörspiel, das selbst gebastelt wurde, eine Geisterstimme oder für eine imagiäre Figur eine unwirkliche Stimme gebraucht wird. Dann aber werden die Worte mit normaler Geschwindigkeit gesprochen und mit anderer, also schnellerer oder langsamerer Geschwindigkeit als die Aufnahme erfolgte, abgespielt. Das ergibt dann, je nachdem, das zwitschernde Geplauder eines kleinen Vogels oder das dumpfe Grollen eines bärtigen Berggeistes.

Wenn der Hund zum Monster wird

Und nun eine kleine Delikatesse für Hundebesitzer: Wenn das aufgeregte helle Kläffen eines kleinen Hundes, mag er Fiffi heißen oder Susi, mit 9,5 cm/s oder -mit 19,0 cm/s aufgenommen, nachher aber mit 4,75 cm/s bzw. 9,5cm/s abgespielt wird, ertönt aus dem Lautsprecher das gefährliche Knurren eines alten bissigen Hofhundes. Brauchbar wäre eine solche Aufnahme, um zweifelhafte unbekannte Besucher abzuschrecken, wenn die Dame des Hauses allein anwesend ist.

Umgekehrt kann das Gebell des 40 kg schweren Schäferhundes Hasso in ein sanft säuselndes harmloses Gekläff abgewandelt werden, wenn die Wiedergabe mit einer höheren Geschwindigkeit vorgenommen wird als die Aufnahme.

Auch Geräusche bekommen durch eine andere Geschwindigkeit beim Abspielen einen ganz fremden Charakter. Donner etwa kann, außer durch das bekannte Schütteln eines Blechs (hierbei Aufnahme und Wiedergabe natürlich mit gleicher Geschwindigkeit!), künstlich so dargestellt werden, daß Klavierakkorde mit einer höheren Geschwindigkeit aufgenommen und mit einer niedrigeren Geschwindigkeit abgespielt werden.

Aus Spielereien wurd Ernst

Und nun fangen die Spielereien an, praktisch brauchbar zu werden. Wer einen dumpfen, tief dröhnenden Gong braucht, etwa zum Zeichen des Beginns eines Hörspiels, muß nicht gerade die Raritätengeschäfte der Stadt nach einem alten chinesischen Tempelgong abklappern und ihn dann, wenn er ihn gefunden haben sollte, für nicht immer ganz billiges Geld erwerben. Oh, nein! Da hilft uns unser Tonbandgerät mit seinen verschiedenen Laufgeschwindigkeiten.

Man nehme - um im Kochbuchjargon zu sprechen - eine silberne Gabel oder einen Suppenlöffel oder auch ein Weinglas, das beim Anstoßen recht schön klingt, das Mikrofon eingeschaltet, die Geschwindigkeit auf 19,0 cm/s eingestellt und dann mit einem Beistift oder einem hölzernen Löffelstiel (Metall klingt nachher zu hart!) kurz gegen die Gabel oder den Löffel, die man an einen Zwirnsfaden aufgehängt hat, oder an das Weinglas geschlagen.

Einmal, zweimal, dreimal, mit verschiedenen Pegeleinstellungen, damit nachher die beste Aufnahme ausgewählt werden kann. Und diese Aufnahme dann mit einer niedrigeren Geschwindigkeit fahren! - Welch herrlicher, voller Gongton wird dann erklingen! Wer aber einen Mehrfachgong haben will, der nehme einen jener kleinen Schreibtischständer, die aus einer Grundplatte und drei oder vier Metallbügeln bestehen und die zum Aufbewahren und Abstellen von Postkarten o. dergl. bestimmt sind, und fahre mit einem Bleistift langsam über diese Bügel.

 Das klingt ganz dünn: ting - tang - tong. Aber, diese harmlose Aufnahme, mit einer geringeren Geschwindigkeit abgespielt . . . . : Drei oder vier - je nachdem - volle und tiefe Glockentöne erklingen, ähnlich denen des bekannten Big Ben!

Nicht wahr? - Jetzt bekommen die Spielereien schon mehr praktischen Wert.
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Den Klangcharakter verfremden

Durch die Unterschiede der Geschwindigkeiten bei Aufnahme und Wiedergabe können ganze Musikstücke einen ganz fremden Klangcharakter bekommen. Einige wenige Takte eines Musikstückes werden mit verschiedenen Geschwindigkeiten aufgenommen. Dann werden sie mit anderen Geschwindigkeiten als die Aufnahmen erfolgten, abgespielt, sie werden unter einander vertauscht und, wenn eine Trickblende oder Tricktaste vorhanden ist oder ein Mischpult, überspielte Fragmente eines Taktes werden mehrfach wiederholt und Geräusche aller Art sowie Wort- und Silbenteile eingeblendet, und zwar ebenfalls mit ungleichen Aufnahme- und Wiedergabegeschwindigkeiten. Und dann kann daraus u. U. ein musikalisches Gebilde realisiert werden, das in seiner akustischen Wirkung neuartiger elektronischer Musik ähnelt.

Das Band rückwärts abspielen

Wer noch einen Schritt weitergehen will, kann Musik, Geräusche und Worte rückwärts abspielen. Rückwärts? - Geht denn das? - Ja, es geht!
Man nimmt dazu am besten ein Dreifachband, weil dessen Träger am dünnsten ist. Das Band wird für die Aufnahme wie üblich mit der Schichtseite am Tonkopf vorbeigeführt, dann aber auf seinem Wege zur Aufwickelspule um 180 Grad verdreht, so, daß es nun nicht mit der Schichtseite, sondern mit der glänzenden Seite nach innen aufgespult wird. Dann wird die Aufnahme, sei es Musik oder Sprache, ganz normal durchgeführt.

Nach der Aufnahme werden beide Spulen vertauscht ohne zurückgespult zu haben, und das bespielte Stück Band wird, jetzt aber - denn anders geht es ja nicht - mit der glänzenden Seite (also nicht mit der Schichtseite!) am Tonkopf vorbeigeführt, wird wieder um 180 Grad verdreht und wickelt sich nun bei der Wiedergabe mit der Schichtseite nach innen auf, wenn abgespielt wird. Der Ton ist zwar etwas dumpf, weil die hohen Frequenzen beschnitten werden, aber doch ganz brauchbar. Ein interessanter Versuch, der zeigt, wie Töne nach und nach entstehen, sich also erst einschwingen müssen, was auf andere Weise kaum dargestellt werden kann.

Selbst gemachte Musik für Dia- und Schmalfilmvertonung

Bitte, es wurde oben gesagt, daß unsere selbstgebastelte Musik der elektronischen Musik „ähnelt". Aber auch nicht mehr! Denn, um elektronische Musik zu realisieren, gehören sehr umfangreiche und kostspielige Geräte und, vor allem, ein umfassendes musikalisches Wissen. Die Darstellung dieser Musik beruht nur zum Teil aus Effekten, die sich aus Veränderungen bei verschiedenen Ganggeschwindigkeiten ergeben. Elektronische Musik kann nur am Lautsprecher gehört werden. Aber, es ist ein netter Zeitvertreib, sich auch einmal auf diesem Gebiete zu betätigen, und es kann auch zweckvoll sein für ein Hörspiel und für Dia- und Schmalfilmvertonung.

Gesprochene Briefe oder die Phonopost

Wenn in diesem Aufsatz von Möglichkeiten gesprochen wird, die sich durch veränderte Laufgeschwindigkeiten eröffnen, so darf auch eine Anwendung nicht vergessen werden, von der in der Praxis wiederholt Gebrauch gemacht werden kann, und zwar bei gesprochenen Briefen, der sogenannten Phonopost.

Die Bänder, die hierzu benutzt werden, sind meist kurz. Sie sind auf kleinen Spulen untergebracht und haben, etwa als Standardband, eine Laufdauer von ca. 15 Minuten je Spur. Das ist nicht viel. Es kann daher vorkommen, daß alle Spuren besetzt sind, und doch möchten noch ein paar Sätze hinzugefügt werden.

Was tun? - Nun, ganz einfach! Man überspricht mit der Tricktaste, bzw. der Trickblende den bisherigen Text, aber, bitte, und das ist wichtig, mit einer höheren oder geringeren Geschwindigkeit als der Text des Briefes besprochen wurde. Hatten wir also den Brieftext mit 9,5 cm/s aufgenommen, so übersprechen wir den Nachtrag mit 19,0 cm/s oder 4,75 cm/s mit der Trickblende.

Die jeweils darunter liegenden oder darüber liegenden Aufnahmen sind dann beim Abspielen entweder als dumpfes Gemurmel oder zwitscherndes Geräusch zu hören, aber sie stören einander nicht sonderlich; der mit der Aufnahmegeschwindigkeit abgehörte Text ist gut zu verstehen. Bedingung ist natürlich, daß der Briefempfänger ebenfalls ein Gerät mit verschiedenen Geschwindigkeiten hat und daß in dem Brief erwähnt wird, daß nach dem Besprechen der Spuren des Bandes eine Übersprechung mit einer anderen Geschwindigkeit erfolgte. Nun etwas für diejenigen, die wenig Zeit haben und schnell eine Überspielung, also eine Kopie, eines Tonbandes erledigen wollen oder müssen.

Ein Band "überspielen"

Wenn ein mit 9,5 cm/s aufgenommenes Band überspielt werden soll und Zeitmangel herrscht, so kann die Überspielung mit 19,0 cm/s (für beide Geräte!) erfolgen. Hat also die mit 9,5 cm/s durchgeführte Originalaufnahme eine Laufdauer von einer Stunde, so wäre, da doppelte Laufgeschwindigkeit, die Überspielung mit 19,0 cm/s in einer halben Stunde geschehen. Wird das Band nachher wieder mit 9,5 cm/s abgespielt, so erklingt das Musikstück, oder was es sonst ist, im Original. Voraussetzung ist natürlich, daß zwei Geräte benutzt werden, die die beiden Geschwindigkeiten zulassen. Analog ist bei anderen Geschwindigkeiten zu verfahren.

Wenn aus Spielerei ernste Arbeit wird

Auf eine weitere Möglichkeit, verschiedene Laufgeschwindigkeiten nutzbringend auszuwerten, sei hingewiesen. Das betrifft solche Tonbandfreunde, die Hausmusik betreiben oder sich sogar beruflich mit Musik befassen. Wird ein Musikstück, etwa eine Klaviersonate, mit einer bestimmten Bandgeschwindigkeit aufgenommen, so kann, wenn das Band mit einer niedrigeren Geschwindigkeit zur Wiedergabe gefahren wird, festgestellt werden, an welchen Stellen des musikalischen Vortrages Ungenauigkeiten oder Stockungen und Unregelmäßigkeiten in Läufen, Kadenzen usw. auftreten, und der Musikausübende erkennt seine Fehler und Mängel und wird leichter Wege finder diese Mängel auszumerzen, da er sich vielleicht vorher ihrer garnicht bewußt war.

So können also aus harmlosen Spielereien mit verschiedenen Laufgeschwindigkeiten unseres Tonbandgerätes doch noch durchaus ernst zu nehmende Arbeiten entstehen. Gewiß gibt es noch manche andere Möglichkeiten, neue Klangwirkungen und Geräusche hervorzuzaubern. Wenn aber dieser Aufsatz zu weiteren Experimenten anregt, dann hat er seine Schuldigkeit getan.

Playback, Duoplay, Multiplay - neue geheimnisvolle Wörter

Das sind drei geheimnisvolle Wörter für den „Noch-nicht-ganz-tonbandbeflissenen".

Und doch ganz einfach zu erklären. Bitte, stellen Sie sich einen Fotografen vor, der, mit oder ohne Absicht, eine Platte oder einen Film doppelt belichtet hat. Er wird dann auf der Platte zwei Aufnahmen haben, die sich gegenseitig überlagern. Übertragen wir diesen optischen Vorgang in das Akustische, dann ist das Geheimnisvolle geklärt. Wie der Fotograf nämlich zwei Aufnahmen auf seine Platte zaubert, so zaubern wir auf unser Tonband ebenfalls zwei Aufnahmen. Das ist Playback.

Warum macht man das?

- Nun, um Effekte besonderer Art zu erzielen. Im Rundfunk, insbesondere bei den Hörspielen, können wir das oft beobachten, wenn etwa das Rauschen des Meeres ertönt, weil die betreffende Szene am Gestade spielt, und außerdem zwei Verliebte in trautem Tete-ä-Tete einander zärtliche Worte zuflüstern.

Playback-Aufnahmen kann man praktisch mit jedem Gerät ausführen. Mit einfachen Geräten, die über keinerlei besondere Einrichtungen verfügen, ist das etwas schwieriger, bei Geräten mit Komfort, die eine Tricktaste oder eine Trickblende haben, ist es einfacher.

Bei der Aufnahme wird immer das Band gelöscht

Wenn ein Tonband besprochen oder bespielt wird, tritt automatisch der sogenannte Löschkopf in Tätigkeit, der eine auf dem Tonband noch befindliche frühere Aufnahme löscht. Beim Playback soll aber diese Aufnahme erhalten bleiben, nicht immer mit der vollen Lautstärke, aber sie soll da sein. Das erreicht man bei Geräten ohne Tricktaste oder Trickblende dadurch, daß man den Löschkopf nicht zu seiner vollen Wirkung, nämlich zum vollständigen Löschen, kommen läßt, sondern seine Einwirkung mindert. Und das erreichen wir, indem wir das Tonband etwas vom Löschkopf abheben. Wir nehmen hierzu ein Kragenstäbchen aus Kunststoff und schieben es dann, wenn wir unser Playback-Spiel beginnen wollen, zwischen Löschkopf und Tonband, so daß dieses nicht mehr direkt auf dem Kopf liegt, sondern über das Kragenstäbchen läuft. Wer kein Kragenstäbchen hat, kann auch einen schmalen Pappstreifen von ca. einem Millimeter Stärke nehmen.

Wie das geht mit der Playback-Aufnahme

Denjenigen Tonbandfreunden, die die Absicht haben, öfter Playback-Aufnahmen zu machen, sei empfohlen, sich aus Pappe von entsprechender Stärke eine kleine Haube zu basteln, die sie bei Bedarf über den Löschkopf schieben können. Wir wollen nun sehen, wie so eine Playback-Aufnahme vor sich geht.

Zu Anfang war von dem Fotografen gesprochen worden, der seine Platte zweimal, mit verschiedenen Motiven, belichtete. Ebenso verfahren wir mit unserem Tonband. Wir machen eine Aufnahme, etwa ein Musikstück, spulen zurück und bespielen dieses gleiche Band an von uns bestimmten Stellen mit einer zweiten Aufnahme, sei es mit Sprache oder irgendeinem Geräusch, das wir eingeblendet haben möchten. Und für diese zweite Aufnahme schieben wir unser Kragenstäbchen oder unseren Pappstreifen zwischen das laufende Band und den Löschkopf. Selbstverständlich darf das Gerät nur für die Zeiten der Einblendung auf Aufnahme geschaltet sein, denn sonst würde ja die erste Sendung ausgelöscht werden.

Geräte mit Tricktasten

Haben wir aber ein Gerät mit Tricktaste oder mit Trickblende (eine Tricktaste dämpft mit ihrer Betätigung schlagartig die erste Aufnahme etwas, eine Trickblende schafft sanfte, allmähliche Übergänge), so ist die ganze Angelegenheit viel einfacher zu bewerkstelligen. Dann übernimmt diese Zaubertaste das erwähnte Abdecken des Löschkopfes. Hierüber geben die jeweiligen Betriebsanleitungen der Geräte Auskunft.

Vierspurgeräte sind ganz besonders geeignet

Für das Playback-Spiel sind die Vierspurgeräte ganz besonders geeignet. Hier gehen wir so vor, daß erst einmal auf einer Spur, nehmen wir an auf Spur eins, also der äußeren Spur, ein kleines Liedchen gesungen wird, vielleicht „Hänschen klein" oder „Marie saß einsam im Garten" o. dergl.

Diese Aufnahme hören wir mit einem Kopfhörer ab. Einmal, zweimal, dreimal. Haben wir uns Melodie und Rhythmus gut eingeprägt, singen wir auf der Parallelspur, also der Spur drei, der gleichlaufenden unteren Spur, die zweite Stimme zu unserem Gesangstück. Das ist nicht schwer, da wir ja die erste Stimme im Kopfhörer hören. Nun schalten wir unser Gerät auf gemeinsame Wiedergabe dieser beiden Spuren und aus dem Lautsprecher ertönt ein Duett, von uns ganz allein gesungen. Das ist echtes Playback!

Playback ginge sogar endlos - das ist dann Multiplay

Wir können nun noch ein übriges tun, nämlich diese dritte Spur unter Betätigung der Tricktaste oder Trickblende auf die erste Spur überspielen, so daß also nun beide Aufnahmen auf der ersten Spur liegen, wodurch die dritte Spur für eine weitere Aufnahme frei geworden ist. Und auf dieser nun freien dritten Spur können wir das Spiel wiederholen. Unter Abhören des Eigenduetts auf Spur eins spielen wir zu dem Liedlein eine Nebenmelodie auf einer Blockflöte und, wieder mit unserer Tricktaste und unter abermaligem Mithören der Spur eins, kann zudem auf der dritten Spur noch der Rythmus eines improvisierten Schlagzeuges aufgenommen werden, das aus einem Holzkästchen und unseren Fingern besteht.

Spielen wir nun wieder beide Spuren gemeinsam ab, ertönt aus dem Lautsprecher ein Quartett, bestehend aus erster und zweiter Singstimme, Nebenmelodie einer Blockflöte und einer Schlagzeugbegleitung. Natürlich kann dieses Spiel auch mit anderen Instrumenten getrieben werden, indem etwa auf der ersten Spur Violine und Klavier, auf der anderen Spur zweite Violinstimme und Cello aufgenommen werden. Das aber ist für Kenner und Könner mehrerer Instrumente gedacht, technisch jedoch durchaus möglich.

Und das zuletzt Geschilderte nennt sich schlicht und einfach „Multiplay". Damit haben sich diese geheimnisvollen Wort erklärt.

Ist das nun Spielerei?

Mancher wird es dafür halten. Aber technisch interessant sind diese Vorgänge ganz gewiß. Darum, trotz alle dem: Hut ab vor den Technikern, die etwas Derartiges ermöglichten.

Für den Fotofreund und für den Schmalfilmfreund sind Playback, Duoplay und Multiplay wichtige Einrichtungen, wenn Dias oder Filme vertont gezeigt werden sollen. Gewiß, in vielen Fällen kann und wird ein Mischpult für Überblendungen benutzt werden, wenn Worte oder Geräusche in eine musikalische Untermalung eingeblendet werden sollen. In diesem kleinen Aufsatz aber sollte über Playback etwas gesagt werden. Über die Synchronisation von Dias und Schmalfilmen wird vielleicht ein anderes Mal an dieser Stelle die Rede sein können, denn die Vertonung von Lichtbildern, seien es stehende oder laufende, gewinnt täglich mehr Freunde. Und nun: „Auf, auf zum fröhlichen Playback!"

Ring der Tonband-freunde - - im Herbst 1964

Einige Einrichtungen und Ressorts des RDT haben wir in der letzten Nummer des Tonband vorgestellt. Nachfolgend seien noch weitere genannt:

Krankenhausfunk

In vielen Städten und Ortschaften des Bundesgebietes und in West-Berlin haben sich Gruppen von RDT-Mitgliedern der Betreuung von Patienten in Krankenhäusern angenommen. Mit Berichten über das Geschehen in der jeweiligen Stadt, mit Reportagen von Veranstaltungen, mit Interviews und vielen anderen Dingen werden hier die Patienten im bestimmten Zeitabständen unterhalten und auch unterrichtet. Die für eine solche „Sendung" zusammengestellten Tonbänder werden über die Rundsprechanlagen in den Krankenhäusern den Patienten zu Gehör gebracht. Eine im Aufbau befindliche Krankenhausfunk-Zentrale soll für den Austausch von Tonaufnahmen zwischen den einzelnen Gruppen sorgen.

TBS-Service

Hinter dieser Kurzbezeichnung verbirgt sich der „Tonbildschau-Service". Eine Gruppe von Mitarbeitern hat hier ein kleines Archiv geschaffen, das hauptsächlich diejenigen RDT-Mitglieder anspricht, die sich der Dia-Vertonung verschrieben haben. Jede einzelne „Schau" besteht aus einer Reihe von Dias und einem Tonband. Ähnlich dem weitverbreiteten Tonbandaustausch werden komplette Tonbild-schauen zwischen den einzelnen Partnern getauscht.

Rundbandserien der Landesgruppen

Der RDT gliedert sich innerhalb des Bundesgebietes in einzelne Landesgruppen, entsprechend den deutschen Bundesländern. Fast alle dieser Landesgruppen geben für die Mitglieder des RDT Rundbandserien heraus, in denen, neben Anregungen und Tips für den Tonbandaustausch, Hörspiele und Hörbilder, Berichte von Land und Leuten usw. gestaltet werden. Die Rundbänder laufen nach einem bestimmten Plan bei den interessierten Tonbandfreunden um. Besonders zahlreich sind in diesen Serien Tonbänder, die ausschließlich der Diskussion über ganz be stimmte Themen vorbehalten sind.

Gruß an die Kaserne

Der RDT hat sich auch der Betreuung derjenigen Mitglieder angenommen, die in der Bundeswehr ihren Wehrdienst leisten. Ehemalige Soldaten der Bundeswehr gestalten hier für ihre Kameraden in den Kasernen Rundbänder, in denen besonders den Belangen des Soldaten Rechnung getragen wird.

und noch mehr vom Herbst 1964

Neben diesen Einrichtungen verfügt der RDT über eine Abteilung Tonaufnahmewagen, über ein z. Z. noch im Aufbau befindliches Zentral-Ton-Archiv, einen umfangreichen Auslandsdienst, ein Ressor+ Altenhilfe und viele andere Einrichtungen mehr, die ausschließlich den Mitgliedern dienen.

Darüber hinaus ist der RDT als Vertreter der Bundesrepublik Deutschland in der FICS, der internationalen Vereinigung der Tonbandamateure, auch in internationalen Veranstaltungen tätig. Besonderes Augenmerk verdient in diesem Zusammenhang der „Nationale Wettbewerb der besten Ton aufnähme derBundesre publik Deutschland", der als Vorentscheidung zum „Internationalen Wettbewerb" ausgetragen wird. An diesem jährlichen Wettbewerb kann sich jeder Tonbandamateur beteiligen, ohne Mitglied einer Vereinigung sein zu müssen.

Dieses sind nur ein Teil der besonderen Einrichtungen des RING DER TONBANDFREUNDE, mit denen wir versuchen, einen möglichst großen Bereich von Interessengebieten zu erfassen. Natürlich ist die Benutzung dieser Einrichtung für RDT-Mitglieder kostenlos, ausgenommen Beifügung von Rückporto.
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