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Heft 2 • April 1971 • 8. Jahrgang

Karl Breh hält gnadenlos an seinen Hörspiel-Plänen, Projekten und Vorgaben fest, obwohl es nur den sehr geringen Teil der Leser interessiert. Nicht nur, daß die Artikel in der Vergangenheit sehr lang, ausdauernd und reine Buchstabenwüsten waren, das war alles recht lese-unfreundlich bis sogar lese-untauglich.
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Ein Wort zuvor ...

Der Norddeutsche Rundfunk Hamburg wird ab September 1971 unter dem Stichwort „Werkstatt" in seinem dritten Hörfunkprogramm eine neue Sendereihe starten, die in enger Zusammenarbeit mit den Lesern dieser Zeitschrift gestaltet werden soll. Mit diesem Experiment soll erstmals eine aktive Mitarbeit von Tonbandamateuren an einem deutschen Hörspielprogramm "durchgesetzt" werden.

Unsere Zeitschrift wird dieses Unternehmen als Mittlerin zwischen Profi und Amateur publizistisch unterstützen und auswerten. In einem ersten Gespräch zwischen der Dramaturgie des NDR und unserer Redaktion wurde bereits eine ganze Reihe von Themen und möglichen Spielvorlagen erarbeitet, bei deren Realisation es ganz entschieden auf die Mitarbeit der Tonbandclubs im gesamten deutschsprachigen Raum ankommen wird (also nicht nur Clubs aus dem Sendegebiet des NDR).

Da unsere Zeitschrift in der Bundesrepublik, in Österreich und der Schweiz gelesen wird, wird es nicht schwierig sein, das entsprechende Material durch Veröffentlichung allen interessierten Clubs zuzuspielen. Der NDR beabsichtigt, einzelne Clubs, die zu den vorgeschlagenen Themen besonders interessante Arbeiten liefern, nach Hamburg ins Studio zu Diskussionen einzuladen.

Wir möchten, bevor wir im nächsten Heft das skizzierte Projekt j noch detaillierter beschreiben werden, alle an einer Mitarbeit interessierten Tonbandclubs und -Amateure auf diesem Wege bitten, sich umgehend mit der Redaktion dieser Zeitschrift in Verbindung zu setzen. Da die Werkstatt-Sendung eine Sendereihe für vorwiegend junge Hörer sein soll und also auch von diesen gemacht, eine Zusammenarbeit zwischen dem Funk und unserer Zeitschrift ebenfalls ein Gewinn für alle Leser wäre und darüberhinaus die Tonbandamateure von den Erfahrungen der Profis lernen könnten - erscheint uns das gemeinsame Projekt ein echter Anstoß zur produktiven Ausweitung des Tonbandhobbys.

Sie lesen ...

Seite 3
Ein neues Wort, ein neuer Klang: Quadrophonie. Was es mit diesem Zauberwort auf sich hat und warum es gerade für die Besitzer von Tonbandgeräten so interessant ist, lesen Sie in unserem ersten Beitrag.

Seite 6
Hier zeigen wir, wie ein speziell für den Hausgebrauch entwickeltes Regiesystem aussieht, das für die bekannten Aufgaben beliebigen Umfanges kompatibel, zukunftssicher und sogar erschwinglich ist. Interessenten wenden sich an Dipl.-Ing. Michael Hoff, Stuttgart.

Seite 9
Alles über Rückkopplung, kapazitätskompensierten Diodenausgang, Diodenkabel, Diodenleitung, Überspielkabel und Überspielleitung erklären wir in unserer neuen Folge über Fachausdrücke.

Seite 13
Ein Tonbandgerät ohne Fehl und Tadel. Daß es sowas gibt, hätten wir auch nicht gedacht. Wer 1700 Mark übrig hat, kann es sich übrigens kaufen - das Tandberg 6000 X. Wem ein Cassetten-Recorder im Miniformat genügt, lese unseren Testbericht erst ab Seite 16.

Seite 18
Im Volksmund heißen Menschen wie Tiere und die Tiere haben menschliche Namen - besagt unser Hörspiel. Dahinter steckt die pädagogische Absicht, harmlos wirkendes Vokabular röntgenologisch zu untersuchen, um zu zeigen, daß es sich geradezu menschenmörderisch ausnimmt.
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Quadrophonie - ein neues Wort - ein neuer Klang

von Erich Kinne in 1971
Quadrophonie ist eine 4-Kanal-Übertragung, für die man 4 Verstärker und 4 Lautsprecherboxen benötigt. Der Aufwand an Verstärkern und Lautsprechern ist also doppelt so groß wie bei der 2-kanaligen Stereophonie und 4mal so groß wie bei der Mono-Wiedergabe. Damit stellt sich die Frage, ob sich der Aufwand lohnt.

Die Vorzüge der Quadrophonie

Quadrophonie hat nur dann eine Berechtigung, wenn diese Technik dem Ohr mehr anbietet als die Stereophonie. Das ist zweifelsohne der Fall. Das Gehör ist richtungsempfindlich. Das Gehör kann vorn, hinten, oben, unten, links und rechts unterscheiden. Wir „hören", ob ein Flugzeug über uns ist, ob hinter uns jemand herläuft, ob ein Auto von links oder rechts kommt.

Diese Ortungsfähigkeit des Ohrs beeinflußt auch das Klangempfinden bei einer Musikdarbietung in einem Raum: Der von einem Orchester ausgehende (direkte) Schall wird an den Seitenwänden, an der Rückwand und an der Decke reflektiert.

Diese Reflektionen (der indirekte Schall) treffen etwas später als der vom Orchester ausgehende direkte Schall die Ohren. Die Absorptions- und Reflexionsverhältnisse eines Raumes, die frequenzabhängig sind, kennzeichnen die akustischen Eigenschaften des Raumes. Sie bilden die „Raumatmosphäre". Die Raumatmosphäre spielt beim Erleben eines Konzertstückes eine recht große Rolle.

Bevorzugte Zuhörerplätze in den besten Konzertsälen der Welt

Es gibt in der Welt (von 1971) nur einige wenige Konzertsäle, die den Ruf haben, besonders günstige akustische Verhältnisse zu besitzen. Auch in diesen besten Konzertsälen der Welt gibt es einige besonders bevorzugte Zuhörerplätze. Das größte musikalische Erleben ist zweifelsohne dann gegeben, wenn man eines der besten Orchester der Welt unter einem der berühmtesten Dirigenten in einem der besten Konzertsäle auf einem bevorzugten Platz hört. Das Glück, all die genannten Superlative auf einmal anzutreffen, haben nur wenige.

Umso mehr besteht der Wunsch, zumindest bei den Musikbegeisterten, nach der idealen elektronischen Musikübertragung im Heim. Man möchte im Heim die Größe des Konzertsaales, die Dimensionen einer Kirche bei einem Kirchenkonzert „hören". Die Wirkung der Orgel ist ganz anders in einer Kirche als in einem kleinen Raum.

Es gibt Konzerte, die raumgebunden sind. So eignet sich eine Kirche mit den relativ großen Echozeiten nicht für die Aufführung einer kleinen Kammermusik. Eine Trompete im Freien klingt anders als in einem Konzertsaal. Eine elektronische Orgel in einem kleinen Raum ist nicht vergleichbar mit einer Orgel in einer Kirche.

Raumatmosphäre des Konzertsaals

Wollte man auch die Raumatmosphäre eines Konzertsaales elektronisch übertragen, dann brauchte man 4 Übertragungskanäle, und bei der Übermittlung der akustischen Raumverhältnisse einer Kirche sogar 5, denn hier spielt auch die Raumhöhe eine wichtige Rolle. Hier nun bietet sich die Quadrophonie, die 4-kanalige Übertragung, an, die natürlich mehr Informationen übermittelt als die Stereophonie und wesentlich mehr als die Monophonie.

Bei der Mono-Übertragung transportiert man den Klang, der von einem breit aufgebauten Orchester ausgeht, die Wandreflektionen von den Seiten und von hinten sowie von oben auf einen Punkt, den (einen) Lautsprecher. Was die punktförmige Schallabstrahlung nicht übermitteln kann, erkennt man bei Vergleichen einer Mono-Übertragung mit einer Stereoübertragung.

Bei diesem Vergleich merkt man, daß nur durch die zweikanalige Übertragung der Klang transparent und plastisch wirkt. Durch die Übermittlung der Links/Rechts-Informationen treten die einzelnen Instrumente des Orchesters mit ihrer vollen Klangschönheit deutlich hervor.

Bei der stereophonen Übertragung werden die im Orchester aufgestellten Instrumente vom linken Ohr mit starker Intensität aufgenommen und die rechts im Orchester befindlichen Instrumente mit dem rechten Ohr mit größerer Intensität empfunden. Und beide von den Ohren aufgenommenen Klänge werden dann im Gehör zu der Klangwahrnehmung vereinigt, die nur die Stereoübertragung übermitteln kann und die grundlegend verschieden ist von der MonoÜbertragung.

Mono oder Stereo

Doch auch die MonoÜbertragung kann den Musikbegeisterten befriedigen und kann zu einem vollen musikalischen Erlebnis werden. Wenn Stereo mehr bietet als Mono, so muß das keineswegs einer Entwertung des Mono gleichkommen. Es wird immer Konsumenten geben, die an der MonoÜbertragung ihre Freude haben und sich mit dieser Übertragungsart begnügen, da die Alternative Mono oder Stereo letztlich eine Geldfrage ist.

Ebenso ist der Übergang von der einfachen Stereoanlage zur HiFi-Anlage, die dem musikalisch Anspruchsvollen wesentlich mehr bietet, auch wieder eine Kostenfrage. Das gilt auch für den Übergang von der Stereophonie zur Quadrophonie.

Bei der Quadrophonie wird der Klang eines Orchesters und seiner einzelnen Instrumente nicht noch transparenter und noch plastischer als bei der Stereophonie. Die Quadrophonie erlaubt es lediglich, auch die Raumatmosphäre mitzuübertragen, die in Sonderfällen durchaus den Klang natürlicher werden lassen und das Erleben vertiefen kann.

2 Kanäle oder 4 Kanäle

Durch die 4kanalige Übertragung erhält man zusätzlich zu den bei der Stereophonie übermittelten Informationen noch zwei weitere Informationen, und zwar den Schall der im Konzertsaal von der Rückseite des Raumes reflektiert wird. Diese Reflektionen sind die Charakteristiken der Raumatmosphäre des Konzertsaales. Über diese zusätzlichen Informationen empfindet man die Größe des Konzertsaales. Sie beeinflussen den Klangcharakter in raumgebundener Form.

Aber für das rein musikalische Erlebnis spielt das sicher keine Rolle, sofern es sich um Orchesterübertragungen aus einem Konzertsaal handelt. Hierbei ist es unerheblich zu „hören", ob dieser Saal groß ist oder nicht, denn er kann auch akustisch stark gedämpft sein.

Anders ist es bei Kirchenkonzerten. Dort spielt die Halligkeit eines Raumes eine ausschlaggebende Rolle. Die Raumatmosphäre einer Kirche kann den Klang einer Darbietung ganz wesentlich beeinflussen. Sich akustisch in die feierliche Atmosphäre eines Kirchenraumes versetzt zu fühlen, ist zweifelsohne sehr bedeutungsvoll. Das wird bei der Quadrophonie dadurch erreicht, daß man auf zwei weiteren Kanälen die Raumreflektionen überträgt, die dem Zuhörer von links und von rechts hinten hörbar werden.

Übermittelt man diese Reflektionen über zwei zusätzliche Lautsprecher, die in einem kleinen Wohnraum an der Raumrückwand aufgestellt sind, so empfindet der Zuhörer in voller Natürlichkeit die Raumatmosphäre einer Kirche.

Wenn dann der 5. Kanal gebraucht würde

Doch hier spürt man auch die Grenzen der Quadrophonie, denn bei Kirchen haben auch die von oben kommenden Reflektionen einen Einfluß und bestimmen mit die Raumatmosphäre.

Für die Übermittlung der Reflektionen von oben würde der fünfte Kanal fehlen. Die Reflektionen von oben sind bei allen übrigen Übertragungen aus den üblichen Konzertsälen unwichtig.

Hier würde die Quadrophonie keinerlei Wünsche mehr offenlassen. Bei der 4kanaligen Quadrophonie werden also die Klanginformationen von vorn links, vorn rechts, hinten links und hinten rechts übermittelt.

Für die Quadrophonie wird mehr Technik gebraucht

Das bedeutet, daß man 4 Übertragungskanäle benötigt, 4 Verstärker und 4 Lautsprecherboxen, die an allen 4 Ecken eines kleinen Wohnraumes bzw. an 2 gegenüberliegenden Wänden in dem Abstand aufgestellt werden müssen, wie sie bei stereophoner Übertragung notwendig sind.

Für den Konsumenten bedeutet das zuerst einmal Verdoppelung des Stereoverstärkers und eine Verdoppelung der Zahl der Lautsprecherboxen. In einem Quadrophonieverstärker, der zwischen Mono, Stereo und Quadro umschaltbar ist, sind 4 separate Verstärker eingebaut, die mit je 2 getrennten Höhen- und Tiefenreglern, mit je 2 getrennten Balance- und Lautstärkereglern ausgestattet sind. An diese Verstärker angeschlossen werden insgesamt 4 Lautsprecherboxen. Der Quadrophonieverstärker ist zwischen Mono, Stereo und Quadro umschaltbar.

Quadrophonie nur beim Tonband möglich (Stand Frühjahr 1971)

Bei Stereophonie-Anlagen kann man zwischen Stereo-Rundfunk, Stereoschallplatten und Stereotonbändern wählen. Diese Auswahl besteht bei Quadrophonie (ANmerkung : noch) nicht. Man ist bei dieser Übertragungstechnik ausschließlich auf das Tonband angewiesen. Es gibt zwar technische Lösungen, um über UKW-Rundfunk quadrophonisch zu übertragen und doch geht diese Übertragungsart auf Kosten der Reichweite der Sender.

Die Besitzer einer Stereo-Rundfunkanlage wissen, daß das bereits bei der stereophonischen Übertragung der Fall ist. Weit entfernte UKW-Sender, die bei Mono-Übertragung gerade noch rauschfrei zu empfangen sind, können bei Stereosendungen nur verrauscht gehört werden.

Die Reichweitenverluste sind bei Quadro noch wesentlich größer. Sie betragen 37dB. Das bedeutet, daß bei Übergang zur Quadrophonie eine völlige Unterversorgung der UKW-Rundfunkteilnehmer gegeben wäre. Wollte man quadrophonisch senden, müßte die Zahl der UKW-Sender wesentlich erweitert werden, doch hier sind im Hinblick auf die Zahl der zur Verfügung stehenden Senderfrequenzen und im Hinblick auf den hohen finanziellen Aufwand Grenzen gesetzt. Es ist also nicht damit zu rechnen, daß die Senderanstalten einmal quadrophonisch arbeiten werden.

Quadrophonische Schallplatten ???

Auch quadrophonische Schallplatten gibt es nicht. An diesem Problem wird in den Laboratorien in Amerika und Japan intensiv gearbeitet. Bisher ist es nicht gelungen, eine brauchbare Übersprechdämpfung zu erreichen. Ob das Problem überhaupt zu einem marktgerechten Preis zu lösen ist, ist z. Z. noch offen.
(Wie gesagt - das ist der Stand vom Frühjahr 1971).

Zur Verfügung steht als Schallträger also nur das Vierspur-Tonband. Hierfür gibt es in Amerika bespielte Tonbänder im Handel. In Deutschland sind diese Tonbänder noch nicht erhältlich, doch wird deren Beschaffung im Bedarfsfall kaum ein Problem sein. Auf der "hifi 70" in Düsseldorf wurden derartige Bänder vorgeführt.

Der eigentliche Grund für Quadro-Anlagen

Quadro-Anlagen kamen vor einiger Zeit in Amerika auf den Markt. Der Umsatz der Stereoanlagen war rückläufig, und so glaubte man, neue Kaufanreize durch die Quadrophonie schaffen zu müssen. So wie in Amerika wird es auch in Deutschland Interessenten geben, die Quadroanlagen kaufen werden, weil sie stets das Neueste auf dem Gebiet der Technik haben möchten bzw. haben "müssen".

Doch auch die Tonbandhobbyisten und die Tonfilmamateure werden sich von dieser neuen Technik angesprochen fühlen. Für diese Gruppe bietet doch die Quadrophonie außerordentlich viel Interessantes. Und praktisch ein völlig neues Betätigungsfeld. Hier spielt es kaum eine Rolle, daß die Quadrophonie an das Tonband gebunden ist.

Die ersten vagen Zweifel am Erfolg von Quadro

Ob die übrigen Konsumenten den Wert der Quadrophonie in Relation zur Stereophonie so hoch einschätzen, daß sie bereit sind, hierfür praktisch doppelt so viel Geld auszugeben wie für die Stereophonie, wird sich in der Zukunft noch erweisen müssen. Die quadrophonischen Vorführungen auf der "hifi 70" waren ebenfalls nur zum Teil überzeugend.

Eine überzeugende Wirkung hatte die Übertragung eines Orgelkonzertes aus einer Kirche, ferner die Übertragung einer turbulenten Hit-Parade aus einem großen Saal und natürlich die Wiedergabe von Effektbändern. Weniger gut war die Übermittlung eines Orchesterkonzertes aus einem kleineren Raum. Hier hatte man den Eindruck, sich mitten im Orchester zu befinden. Das war ein Eindruck, der sich auf den Zuhörer negativ auswirken mußte. Die Effektdarbietungen dürften für den normalen Konsumenten kaum einen Kaufreiz bieten.

Anmerkung der Redaktion: Die japanische Fa. Nivico hat ein Verfahren für Quadrophonie-Schall platten entwickelt und den dazu erforderlichen Tonabnehmer. Quadrophonische Wiedergabe wird auch die als Audiofolie verwendete Bildplatte der AEG-Telefunken-Teldec erlauben.

Die Einbeziehung von mehr Raumatmosphäre ist bei allen Stereoprogrammsendern durch ein Verzögerungsverfahren und Aufstellung von zwei Boxen möglich, an dem die Fa. Bang u. Olusen arbeitet.

Fachausdrücke - leicht gemacht
Die Rückkopplung

Vor 30, 40 Jahren war dieser Effekt jedem Radiohörer bekannt. Als unangenehmes Pfeifen im Lautsprecher eines einfachen Radiogerätes („Einkreiser", „Geradeaus-Empfänger" u. ä.). Unsere heutigen Rundfunkgeräte sind technisch aufwendiger und damit qualitativ wesentlich besser geworden. Das Problem der Rückkopplung auf diesem Sektor ist damit praktisch ausgestorben.

Die Rückkopplung bei Mikrofonaufnahmen (Pfeifen)

Für den Tonbandamateur dagegen ist das Problem Rückkopplung auch heute noch existent - bei Mikrofonaufnahmen. Ist ein Mikrofon an ein Bandgerät angeschlossen und gleichzeitig mit dem Aufnahmeverstärker der im Gerät eingebaute (oder separate) Endverstärker mit Lautsprechern in Betrieb, ertönt ein unangenehmes Pfeifen oder Dröhnen aus dem Lautsprecher - die sogenannte akustische Rückkopplung.

Voraussetzung dafür ist natürlich ein gewisses Maß an Aussteuerung des Mikrofon-Einganges bzw. des für die Lautsprecherwiedergabe zuständigen Endverstärkers. - Im Falle der akustischen Rückkopplung werden - meist vom Lautsprecher in Form von Verstärkerrauschen, Brumm usw. - dem Mikrofon Schwingungen zugeleitet. Das Mikrofon nimmt diese Schwingungen auf, über den Aufnahme-Verstärker werden diese weiterverarbeitet, durch den Endverstärker auf die Lautsprecher geleitet. Vom Mikrofon mit größerer Lautstärke wieder aufgenommen, wiederum verstärkt vom Lautsprecher abgestrahlt, wiederum verstärkt vom Mikrofon aufgenommen usw. Ein Kreislauf entsteht, der in Bruchteilen von Sekunden seine größtmögliche Intensität - begrenzt durch die Leistungsfähigkeit des Lautsprecherverstärkers - erreicht.

Kurze oder lange Abstände zum Mikrofon

Tiefere Rückkopplungsgeräusche werden in diesem Fall durch die Gegebenheiten der Raumakustik bestimmt, und weisen einen größeren Abstand Lautsprecher/Mikrofon aus.

Das typische Rückkopplungspfeifen deutet auf kurze Abstände Mikrofon/Lautsprecher, und wird in seiner Tonhöhe von der in diesem Fall am günstigsten zu übertragenden bzw. sich ausbreitenden Wellenlänge bestimmt.

Die Rückkopplung verhindern

Es gibt mehrere Möglichkeiten, die akustische Rückkopplung zu verhindern. Z. B. durch die räumliche Trennung von Mikrofon und Lautsprecher. Die Wände wirken in diesem Fall als akustische Trennungslinie, die akustische Verbindung vom Lautsprecher zum Mikrofon ist unterbrochen. Die Qualität der Trennungslinie - z. B. die Luftdurchlässigkeit einer geschlossenen Tür - bestimmt dabei die Größe der Rückkopplungssicherheit.

Falls diese räumlichen Möglichkeiten nicht gegeben sind, kann man sich mit einem nur minimal aufgedrehten Lautsprecher-Verstärker helfen. Besser ist in diesem Fall aber der Kopfhörer für die Aufnahme-Kontrolle. Bis vor einigen Jahren waren die gebräuchlichen Kopfhörer weitgehend rückkopplungssicher.

Neuentwicklungen jedoch - sogenannte offene Hörsysteme (z. B. der HD 414 von Sennheiser) strahlen nicht nur in Richtung zum Ohr hin, sondern auch in umgekehrter Richtung - also nach außen hin ab. Diese Neuerung bringt zwar eine erhebliche Verbesserung des Wirkungsgrades des Kopfhörers, andererseits taucht jedoch - im Falle der Mikrofon-Aufnahme-Kontrolle - das Problem der akustischen Rückkopplung neu auf. Man wird also in diesem Verwendungsfall die Kopfhörerlautstärke entsprechend drosseln, oder auf einen geschlossenen Hörer zurückgreifen müssen.

Kapazitätskompensierter Diodenausgang

In dieser Reihe wurde schon an anderer Stelle über Kabelkapazität geschrieben. Kurze Wiederholung: Längere hochohmige, abgeschirmte Kabelverbindungen verursachen Verluste im oberen Frequenzbereich - also in den Höhen. Unser Diodenkabel vom Radio zum Bandgerät ist eine solche Verbindung und hat bereits - obwohl normalerweise nicht länger als 2m - Verluste dieser Art aufzuweisen.

Wovon die Verluste abhängen

Die Höhe dieser Verluste hängt von mehreren Faktoren ab. So z. B. von der verwendeten Kabelqualität, von der Länge des Kabels, vom Ausgangswiderstand des Radios, vom Eingangswiderstand des Radios. (Transistorgeräte sind in der Regel niederohmiger als Röhrengeräte, die Verluste bei ersteren sind geringer.)

Mancher Tonbandfreund hat sich schon nach dem Erwerb eines hochwertigen Bandgerätes gewundert. Der Prospekt verspricht zwar einen Frequenzumfang bis 15 kHz oder gar 20 kHz, deutlich hörbare Höhenabfälle im Vergleich zum Original sind jedoch feststellbar.

Abhilfe mit einfachen Methoden

Gehören Sie zur Gilde der Bastler und Lötkolbenschwinger, so läßt sich hier mit relativ einfachen Mitteln Abhilfe schaffen.

Telefunken machte dazu vor Jahren einen auch heute noch brauchbaren Vorschlag. Im Radio oder Tuner liegt vor dem Stift 1 des Diodenausganges ein Widerstand zwischen 1,5 ... 2,2 Meg-Ohm (Stereo: ein zweiter Widerstand vor Stift 4). Dieser Widerstand wird - und das ist der Pfiff - mit einem Kondensator überbrückt. Kapazität des (keramischen) Kondensators zwischen 8 ... 22pF (Pico-Farad).

Überbrücken - die beiden Beine des Kondensators werden mit beiden Beinen des Widerstandes zusammengelötet. Das Ergebnis ist eine Anhebung im oberen Frequenzbereich, der den durch die Kabelkapazität bedingten Abfall ausgleicht (kompensiert). Es empfiehlt sich, beim Einkauf mehrere Kondensatoren innerhalb des angegebenen Bereiches zu erstehen, da die erforderliche Größe - wie bereits erwähnt - von verschiedenen Faktoren abhängt, hier also nicht genau angegeben werden kann.

Nachmessen oder Ausprobieren

Da diese Abfälle meßtechnisch nur mit einem relativ hohen Aufwand exakt zu ermitteln sind, bleibt dem weder versierten noch meßtechnisch ausgerüsteten Amateur nur der Weg des Ausprobierens.

Das heist nach dem Einlöten des ersten 8pF Kondensators wird eine Aufnahme gemacht. Empfehlenswert ist in diesem Falle Tanzmusik wegen des großen Höhen- (Schlagzeug) Anteils. Man beginnt die Aufnahme am Anfang des Musiktitels, schneidet etwa 20 Sekunden mit, fährt das Band zurück, und hört nun wahlweise Aufzeichnung und Original im Wechsel ab. Natürlich beides über einen Verstärker, um Klangunterschiede zweier Verstärker auszuschließen. Im zweiten Durchgang wird der nächste Kondensator - z. B. 10 oder 12 pF - eingelötet, und mit einem neuen Musiktitel beginnt das Ganze von vorn (größerer Kondensator größere Höhenanhebung). Diese Probiererei muß man solange wiederholen, bis sich gehörmäßig keine Untersehiede mehr zwischen Aufzeichnung und Original ergeben. Ein etwas umständliches und zeitraubendes Verfahren - sicher, aber wenn Sie es durchgestanden haben ist das Ergebnis eine oft erhebliche Steigerung Ihrer Aufnahme-Qualität.

Diodenkabel, Diodenleitung, Überspielkabel, Überspielleitung

Es gibt Leute, die haben mehr Verbindungskabel als Tonbänder. Leider braucht man sie irgendwann alle - die Kabel. Bestimmt dann, wenn mehrere Bandgeräte verschiedener Fabrikate benutzt werden, und vielleicht Mischpult, Entzerrer, Filter oder andere Zusatzgeräte eingesetzt werden sollen.

Die Beschaltung der Ein- und Ausgangsbuchsen ist zwar weitgehend genormt, aber eben nur weitgehend, und darüber hinaus sind sehr viele Geräte in Betrieb, deren Anschlußbuchsen speziellen Hersteller-Normen oder -Gewohnheiten entsprechen (bezüglich der Beschaltung).

Der Radio-Eingang des Bandgerätes und der Diodenausgang des Rundfunkgerätes sind in der Regel das einzige, was immer zusammenpaßt - vorausgesetzt, man besitzt das entsprechende Kabel. In diesem Fall ein sogenanntes "Diodenkabel" bzw. Diodenleitung, bzw. Aufnahme/Wiedergabe-Kabel, was fast immer mit dem Gerät zusammen geliefert wird.

Was ist ein "Diodenkabel"

Es handelt sich hierbei um ein abgeschirmtes, mit zwei Diodensteckern versehenes Kabel. Für Mono-Betrieb befinden sich innerhalb der Abschirmung zwei Adern. Ader I geht von Stift I des ersten Steckers zu Stift I des zweiten Steckers und dient zur Aufnahme. Ader II liegt bei beiden Steckern an Stift III und ist für den Wiedergabebetrieb zuständig. Nulleiter und Abschirmung liegen auf den beiden Stiften II.

Bei der Stereo-Ausführung sind 4 Adern nötig, die eine Verbindung von Stift I zu I, und IV zu IV (Kanal I und II / Aufnahme) herstellen. Die Wiedergabeleitungen liegen an Stift III zu III (Kanal I) und V zu V (Kanal II).

Mit einem solchen Kabel ist jedoch - was oft angenommen wird - eine Überspielung von Bandgerät zu Bandgerät nicht in jedem Falle möglich. Die Erklärung ist sehr einfach, wenn man sich vergegenwärtigt, daß bei beiden Bandgeräten jeweils der Eingang auf Stift I liegt.

Mit dem Diodenkabel würde man also eine Verbindung herstellen von (Radio-) Eingang zu (Radio-) Eingang. Nicht aber von Ausgang zu Eingang, wie es (theoretisch) notwendig wäre.

Anpassen bzw. Umlöten nicht sinnvoll

Nun könnte ein findiger Kopf flugs zum Lötkolben greifen und an einem der beiden Stecker die beiden Adern vertauschen, und schon hat er - eine Überspielleitung. Er wird jedoch mit dieser Überspielleitung wenig Freude haben, da die Ausgangsspannung eines Bandgerätes in der Größe um 800 mV liegt, die erforderliche Eingangsspannung jedoch nur etwa 50 mV beträgt. Eine völlige Übersteuerung des Aufnahmegerätes wäre mit diesem Kabel die Folge, da mit dieser extrem hohen Eingangsspannung keine verzerrungsfreie Aussteuerung mehr möglich ist. Ganz abgesehen davon, daß dieses Kabel nach der erfolgten Veränderung nicht mehr für Aufnahme und Wiedergabe vom und zum Radio verwendbar ist.

Die "patentierte" Telefunken-Überspielleitung

In vielen Fällen kann man sich für eine Überspielung des Plattenspielereinganges bedienen, sofern er vorhanden und normgerecht beschaltet ist (bei Benutzung des Diodenkabels).

Von Nachteil ist hier jedoch, daß man nur in einer Richtung überspielen kann. Im umgekehrten Überspielfall müssen erst wieder Ein- und Ausgänge gewechselt werden.

Es gibt noch eine bessere Lösung - die patentierte Telefunken-Überspielleitung. In diesem Fall liegt zwischen den Stiften I und III ein Widerstand von 2,2 Meg-Ohm. Dieser Widerstand wirkt zusammen mit dem Eingangswiderstand des Aufnahmegerätes als Spannungsteiler (Spannung-Teilung Pegelverringerung, in diesem Fall etwa 1:20).

Dieses Kabel ist nicht nur für Aufnahme und Wiedergabe vom und zum Radio verwendbar, sondern erlaubt auch Überspielungen in beiden Richtungen zwischen Buchse Radio (Gerät I) und Buchse Radio (Gerät II). Dieses Kabel ist zwar patentiert (Anmerkung - soetwas von lächerlich, alle haben über Telefunken gelacht), ein Nachbau ohne kommerzielle Auswertung ist jedoch möglich.

Viel besser ist ein Adapter mit Spannungsteiler

Eine weitere Möglichkeit - die neuerdings schon verschiedentlich in Geräten verwirklicht ist - wäre das Einsetzen des Spannungsteilers direkt in das Gerät innerhalb der Radiobuchse. (Ebenfalls 2 Meg-Ohm zwischen Stift I und III. Bei Stereo-Geräten zweifach, zwischen Stift I und III, sowie IV und V).

Außer diesen beiden Standard-Kabel-Typen gibt es noch eine ganze Reihe von Kabeln, die von verschiedenen Herstellern unter verschiedenen Bezeichnungen für spezielle Verbindungen angeboten werden. Ganz abgesehen von Adapter-Kabeln, die Übergänge von verschiedenen Buchsen- und Stecker-Systemen auf Diodenstecker- und Buchsen ermöglichen. („Dioden-Stecker" ist die gebräuchliche Bezeichnung. Exakt: Abgeschirmte Klein-Mehrfachstecker nach DIN 41 524.) - Fred Höllmich

Rund um High Fidelity
"Musik, das ist organisierter Schall"

Physikalisch betrachtet, ist Musik eine organisierte Form von Schall. Als Schall bezeichnet man eine bestimmte Art mechanischer Schwingungen in der Materie. Im materieleeren Raum, dem Vakuum, gibt es nämlich keinen Schall. Die Luft der irdischen Atmosphäre besteht im wesentlichen aus Sauerstoff- und Stickstoffmolekülen. Wird irgendein Körper durch Anschlagen oder eine andere mechanische Beeinflussung örtlich zu Schwingungen angeregt, so pflanzen sich diese wellenartig im Körper selbst fort.

Körperschall in Festkörpern

Diese Art von Schall in Festkörpern nennt man Körperschall. Der vom Körper abgestrahlte Schall breitet sich vom schwingenden Körper als Mittelpunkt kugelförmig nach allen Richtungen in Form von Druckschwankungen in der Luft aus. Die einfachste Form eines Schallereignisses ist der reine Ton, auch Sinuston genannt. In der Musik kommt er nicht vor, man muß ihn auf elektronischem Wege mit Hilfe eines Ton- oder Sinusgenerators herstellen. Er ist dann vorhanden, wenn die Druckschwankungen der Luft an einen bestimmten festgehaltenen Ort durch eine harmonische gleichbleibende Schwingung beschrieben werden.

Nun zu der spezifischen Art von Schall

Kommen wir nun zu der spezifischen Art von Schall, als die man Klänge von Musikinstrumenten ansehen kann. Es gibt eine mathematische Methode, die dem französischen Mathematiker und Ingenieur J. B. Fourier (1768-1830) zu verdanken ist und die es gestattet, einen Klang (in allen Einzelheiten) zu analysieren.

Die Fourier-Analyse führt zu dem Ergebnis, daß ein periodischer Klang sich in eine Summe reiner Töne zerlegen läßt. Der tiefste im Klang vertretene Ton, der Grundton, ist im allgemeinen für die Tonhöhe des Klanges verantwortlich. Man nennt ihn auch den Partialton erster Ordnung.

Grundton und Obertöne

Die Frequenzen der Partialtöne höherer Ordnung, auch Obertöne genannt, sind ganze Vielfache der Frequenz des Grundtones. Während die Partialtöne niederer Ordnung durchaus größere Amplituden haben können als der Grundton, nehmen diejenigen der Partialtöne höherer Ordnung ab, bis sie schließlich ganz verschwenden.

Trägt man in einem Diagramm auf der Abszisse (waagrecht) die Frequenzen des Tonfrequenzbereiches und auf der Ordinate (senkrecht) die Druckamplituden der Partialtöne auf, so erhält man das Linienspektrum des Klanges, das die physikalische Beschreibung eines Klanges liefert.

  • Je weniger Obertöne im Linienspektrum eines Klanges erscheinen, desto weicher klingt das betreffende Instrument (Flöte, Klarinette).
  • Je mehr Obertöne es enthält, desto härter oder strahlender ist der Klang (Trompete, Posaune).

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Die Eigenschaft der Obertöne

Der musikalisch wichtige, von einer Hi-Fi-Anlage zu übertragende Frequenzbereich erstreckt sich von 30 Hz bis etwa 18 kHz. Oberhalb 8 kHz erzeugen die Musikinstrumente zwar keine Grundtöne mehr, wohl aber Obertöne, die ja ihre Klangfarbe bestimmen. Werden diese von einer Anlage nicht wiedergegeben, so kommt dies einer Verschlechterung der Klangdefinition der Instrumente und daher einer Verfälschung des natürlichen Klangbildes gleich.

Wie die Schwingungen erzeugt werden

Alle Musikinstrumente werden durch Anstreichen, Anschlagen, Anzupfen oder Anblasen zum Erklingen gebracht. Bis der Klang sich voll ausgebildet hat, das heißt bis alle Partialtöne des Klanges voll in Erscheinung treten, vergeht eine bestimmte Zeit, die man Einschwingzeit nennt. Der während dieser Zeit von einem Instrument erzeugte Klang ist besonders charakteristisch und ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal des Instrumentes. Von einer Hi-Fi-Anlage muß man fordern, daß auch sie möglichst originalgetreu wiedergegeben werden.
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Stereofonie im Rundfunk

Die erste stereofone Magnettonaufzeichnung fand 1942 in Berlin im „Haus des Rundfunks" statt. Der erste Besitzer einer privaten Stereo-Tonbandanlage wurde der damalige Propagandaminister. Mehr als zwanzig Jahre, nachdem die ersten Stereo-Bandaufnahmen in einer heute primitiv anmutenden Technik aufgenommen worden waren, gelang es erst, eine einheitliche kompatible Sende- und Empfangstechnik in Deutschland einzuführen.

Immerhin entstanden bis zum Kriegsende rund 250 Stereo-Musikaufnahmen, darunter fünf Opern, die zum Teil in Bayreuth aufgenommen wurden. Leider gingen fast alle Aufnahmen 1945 bei der russischen Besetzung des Berliner Funkhauses verloren.

Erst Ende der fünfziger Jahre, nachdem die Stereo-Schallplatte bereits zum festen Verkaufsprogramm der einschlägigen Industrie gehörte, griff der Sender Freies Berlin an der traditionsreichen Stätte die Idee der Stereofonie wieder auf und übertrug stereofone Schallplatten-Aufnahmen über zwei UKW-Frequenzen in Versuchssendungen.

Zur Funkausstellung 1963 schließlich übernahm der SFB testweise und zur Demonstration, damals als erster deutscher ARD-Sender, das Pilottonverfahren als ausschließliche Übertragungsmöglichkeit für Stereosendungen.

Bei diesem Verfahren werden auf der Senderseite aus den beiden stereofonischen Signalen L und R (links und rechts) nach der üblichen Preemphasis (Anhebung der Höhen) in einer sogenannten Matrix die Summe und die Differenz gebildet. Das Summensignal moduliert direkt den UKW-Sender, während das Differenzsignal vorher verschlüsselt (codiert) wird.

Das geschieht so, daß ein Hilfsträger von 3kHz mit dem Differenzsignal in der Amplitude moduliert wird. Diesen Hilfsträger bildet man durch Frequenzverdoppelung aus einem 19 kHz-Träger. Beim Modulationsvorgang wird dann der 38kHz-Träger selbst unterdrückt, um den verfügbaren Modulationshub durch die eigentlichen Nutzsignale, das Summensignal und das verschlüsselte Differenzsignal, ausnutzen zu können.

Da man auf der Empfängerseite für die Gleichrichtung des Differenzsignals jedoch den 38kHz-Träger wieder benötigt, muß man dem Sendersignal einen kleinen Anteil des 19 kHz-Trägers zugeben.

Dieser „Pilotton" wird mit etwa 10 Prozent des maximalen Hubs ausgesteuert, und nach ihm wird das ganze Verfahren auch als Pilotton-Verfahren bezeichnet.

Alle deutschen UKW Sender benutzen dieses Stereo-Verfahren

Allgemein kann man sagen, daß sich das Pilotton-Verfahren in Ausstrahlung und Empfang einwandfrei bewährt hat. Vom Sendekontrollraum im Funkhaus bis zum Hörer tritt kein merklicher Qualitätsverlust der Modulation auf.

Das bedeutet, daß die Toleranzen der Übertragungskette auch über längere Zeit hinweg genügend klein gehalten werden können.

Die kritischen Punkte dieses Verfahrens scheinen nach wie vor die Kanaltrennung und der Fremdspannungsabstand zu sein. Der erstere ist dabei überwiegend ein Empfängerprobiem, der letztere mehr eine Frage der Anlagetechnik auf der Rundfunkseite.

Zum Beispiel kann das manchmal schon störende Rauschen der Tonbänder nur noch durch die Einführung anderer, höher aussteuerbarer Bandtypen verkleinert werden. Insgesamt gesehen, darf man aber sagen, daß bei stereofonen Musikaufnahmen die Lokalisierbarkeit der Schallquellen, der Hörwinkel, der Raumeindruck und die Kompatibilität als gut zu bezeichnen sind.

Ein deutlicher Hör- und Erlebnisgewinn ist dabei nicht nur bei großen Orchesterbesetzungen, sondern auch schon bei kleinen Kammerensembles zu spüren. Die Rundfunkstereofonie ist jedoch nicht nur für die Hörergemeinde der Musikliebhaber gedacht.

Das Betätigungsfeld bei Stereo Hörspielen

Ein sehr weites Betätigungsfeld hat sich neuerdings den Hörspiel- und Feature-Autoren aufgetan. Wenngleich Redakteure, Autoren und Programmbosse die Stereofonie bislang als im Grunde unnötiges und also auch unerwünschtes technisches Mätzchen ansahen.

Diese Unisono-Ansicht beruhte allerdings auf einem gedanklichen Fehler, der darin lag, daß man von der Musikstereofonie auf die Wortstereofonie schloß. Bei der Musik handelt es sich ja nur um eine neue Aufnahmetechnik, während die Wortstereofonie eine neue Ausdruckstechnik erschließt.

Diese läßt sich an drei grundsätzlichen Merkmalen am ehesten charakterisieren.

1. Die Stereofonie ist die Ausweitung vom punktförmigen Hören zur dreidimensionalen Szene. Das bedeutet, daß man
mit den Ohren nicht mehr in diesem einen tönenden Trichter klebt, sondern zwischen den beiden Lautsprechern war ein akustischer Spielraum entstanden, der Weite und Tiefe besaß. Auf ihm ließen sich Stimmen plazieren, und zum ersten Mal in der Geschichte des Rundfunks konnte man diese bewegen. Mit diesem Plazierungseffekt begann das Hörspiel die Auswertung der Stereofonie.

2. Stereofonie ermöglicht die Parallelität mehrerer Schallquellen. Das bedeutet Raum-Gleichzeitigkeit. Es lassen sich nun verschiedene akustische Raumzustände und Stimmen auf verschiedenen Spielebenen nebeneinander stellen. Das Nebeneinander von Handlungsabläufen und der kontrastierende Doppel-Monolog werden dadurch möglich.

3. Die Differenzierfähigkeit der Stereofonie oder ihr Auflösungsvermögen vieler Schallquellen. Diese Eigenschaft hat bisher nur das Feature genutzt. Das Vielerlei der Geräusche ist nicht nur lautstarkes, flaches Klangbrett, wie bisher, sondern tiefe, weite, sich bewegende Kianglawine. Volksauflauf, Parade, Rummel, Protestmarsch - die Bildhaftigkeit, Räumlichkeit, realitätsschaffende Suggestivität und das Auflösungsvermögen der Stereofonie fangen diese komplizierten Lautgebilde ein.

Kurz notiert . . . .
Steuergerät für vollautomatischen Diawechsel

Anläßlich der „photokina" 1970 in Köln stellte Grundig ein weiteres praktisches Zubehörteil für die Diavertonung vor. Das Dia-Steuergerät „sono-dia 272" ermöglicht den selbsttätigen Diawechsel über das Tonbandgerät synchron zum Begleitton. Dazu läßt sich in eine Reihe von HiFi-Heimtonbandgeräten aus dem Grundig-Angebot der Dia-Nachrüstsatz 127 einbauen, der auch einen Pilottonkopf für die Wechselimpulse enthält. Das separate Steuergerät ist mit Verbindungskabeln zum Projektor und zum Tonbandgerät ausgestattet, das auch die Betriebsspannung liefert.

Zum Vertonen der Diaschau wird zunächst der fertiggestellte Begleitton zusammen mit der Bildserie wiedergegeben und an den gewünschten Stellen durch Tastendruck der Bildwechsel ausgelöst. Gleichzeitig werden hierbei auf dem Tonband vom Steuergerät erzeugte elektronische Markierungen angebracht, die dann später während der Vorführung der Diaschau den vollautomatischen synchronen Ablauf der Bild- und Tonwiedergabe sicherstellen.

Kurz notiert . . . .
„Hobby 71" - mit Spannung erwartet

Langsam gehen die Vorbereitungen für die Ausstellung „Hobby 71" vom 12. bis 20. Juni 1971 in den Karlsruher Ausstellungs- und Kongreßhallen ihrem Ende zu. Die Ausstellungsleitung hat mit den Ausstellern und vielen Vereinen und Verbänden ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm zusammengestellt.

„Hobby 71" verspricht eine Ausstellung ganz besonderer Art zu werden. Fast alle Aussteller geben den Besuchern Gelegenheit, selbst etwas zu tun. zu testen und zu probieren.

Im Rahmen dieses vielseitigen Programms hat der „Ring der Tonbandfreunde" besondere Aktivitäten entwickelt. Neben einem repräsentativen Angebot aus der Industrie zeigt er ein komplettes Tonband-Amateurstudio in Betrieb. Hier werden Auskünfte über Bandmontagen sowie Reinigung und Pflege von Tonbändern und Geräten gegeben. Ein ständiger Informationsdienst unter dem Motto „Sie fragen - Wir antworten per Band" steht zur Verfügung. Eine besondere Attraktion bieten die Tonbandfreunde dadurch, daß sie es den Besuchern ermöglichen, Tonbandgrüße von der „Hobby 71" in alle Welt zu senden. Die Besucher können auf einem kleinen Tonband, auf dem die Atmosphäre der „Hobby 71" eingeblendet ist, persönliche Grüße an Freunde und Bekannte richten.
Als Non-stop-Programm werden ständig Tonbandreportagen mit dem Publikum durchgeführt.

Testbericht
Stereo-Tonbandgerät Tandberg 6000 X

Von Karl Breh im Frühjahr 1971
In Heft 1/71 veröffentlichten wir den Testbericht über das neue Tandberg 3000 X in Vierspurausführung, das ausgezeichnete Meßergebnisse lieferte. Dieser Testbericht ist dem Tandberg 6000 X gewidmet, bei dem es sich ebenfalls um ein sogenanntes Tape-Deck, also ein Gerät ohne Endstufen zum Anschluß an eine HiFi-Stereoanlage handelt.

Das 6000 X ist hinsichtlich der elektronischen Ausstattung noch aufwendiger als das 3000 X. Diese Maschine gibt es in Zwei- und Vierspurausführung. Unserem Testbericht liegt die Zweispurversion zugrunde. Der unverbindliche Richtpreis inklusive MWSt. beträgt 1648.- DM.

Kurzbeschreibung

Äußerer Aufbau und Formgestaltung wie 3000 X. Kopfbestückung: Stereo-Löschkopf, -Aufnahmekopf, -Wiedergabekopf und getrennter Vormagnetisierungskopf in Cross-Field-Technik.

Geschwindigkeiten: 19, 9,5 und 4,75cm/s. Maximaler Spulendurchmesser: 18cm. Die Bandtransport-Funktionen werden über den "bei dieser Maschine" beachtlich leichtgängigen Tandberg-Knüppel gesteuert. In Stellung „free" können die Wickelteller zum Aufsuchen von Schnittstellen ganz leicht bewegt werden, wobei durch seitlichen Druck auf die Rändelscheibe in der unteren Kopfabdeckung das Band gegen den Wiedergabekopf gedrückt wird (rastet nicht ein). Auch bei schnellem Vor- oder Rücklauf kann Band abgehört werden.

Eingänge:

Linieneingang, Cinchstecker, parallel dazu DIN-Buchse für Aufnahme und Wiedergabe; Phono-Eingang für magnetische oder Kristalltonabnehmer mit Umschalter, Cinch-Buch-sen, parallel dazu DIN-Buchse; symmetrische Mikrofoneingänge für dynamische Mikrofone unter 600 Ohm Impedanz, zwei DIN-Buchsen auf der Frontplatte. Kanalweise kann zwischen Linie und Phono umgeschaltet werden. Durch Doppelknöpfe können die Mikrofoneingänge und entweder Linie oder Phono getrennt ausgesteuert werden, daher Mischmöglichkeit.

Ausgänge :

Als Ausgänge stehen zur Verfügung: Linie in Form von Cinch-Buchsen und parallel dazu DIN-Buchse; Radio-DIN-Buchse; Stereo-Kopfhörerausgang für den Anschluß von Kopfhörern von mindestens 200 Ohm Impedanz je System (Klinkenbuchse auf Frontplatte), Mittenkanalausgang (I + r) in Form einer Cinchbuchse; Anschlußmöglichkeit für Fußschalter und Spannungsquelle von 26V zur Versorgung eines Tandberg-UKW-Multiplexfilters.

Bedienung

Durch Druck auf den mit „Limit" bezeichneten Knopf kann wahlweise ein Begrenzer hinzugeschaltet werden, der eine Übersteuerung bei der Aufnahme durch Kompression unterbindet. Für Aufnahme-und Wiedergabe sind je zwei Drucktasten vorhanden. Hinzu kommt eine Start-Stop-Taste. Ist diese gedrückt, so zeigt das Gerät bei gedrückten Aufnahmetasten und Knüppel in Stellung Bandtransport die Aussteuerung an, ohne daß das Band läuft. Der Ausgangspegel kann kanalweise am Drehknopf „Output-Level" geregelt werden. Der Sound-on-Sound-Schalter hat drei Stellungen: AB-Test, Normal und S on S.

Das Gerät erlaubt Vor- und Hinterbandkontrolle, Multiplay-technik, das Erzielen von Echoeffekten bei Mono- und Stereoaufnahmen, das Aufnehmen auf eine Spur, während man ein Programm von der anderen abhört (Sprachunterricht!) und die Verwendung als Stereo-Misch- und Vorverstärker. Wie dabei zu verfahren ist, geht aus der deutschsprachigen Bedienungsanleitung klar hervor. Das Bandzählwerk ist vierstellig und kann durch Knopfdruck auf Null zurückgestellt werden.

Auch senkrecht betreiben

Wie schon das 3000 X, kann auch das Tandberg 6000 X liegend oder stehend betrieben werden. Im letztgenannten Fall werden die Spulen durch Gummikappen befestigt. Nachfolgend sind die Ergebnisse unserer Messungen an dieser mit einem vierpoligen Hysteresis-Synchronmotor ausgerüsteten Maschine zusammengefaßt und mit Kurzkommentaren versehen.

Betriebs- und Musikhörtest

Das Tandberg 6000 X ist außerordentlich bequem bedienbar und arbeitet in allen Funktionen absolut zuverlässig. An eine hochwertige HiFi-Anlage angeschlossen, wurden mit dem Testgerät über eine längere Zeitdauer hinweg Rundfunk-Stereoprogramme aufgenommen und dabei hinter Band abgehört.

Bei 19cm/s ist absolut kein Unterschied zwischen Vor-und Hinterband festzustellen. Das gleiche gilt auch noch für 9,5cm/s. Erst bei 4,75cm/s ist bei Musik ein deutlicher Abfall der Brillanz hinter Band zu bemerken. Das Gerät produziert beim Start mittels Starttaste, die allein ausprobierte, weil einzig vernünftige Art des Startens, keine Schaltknackse. Die Wickelachsen laufen sehr präzise, die Bandwickel sind trotz beachtlicher Umspulgeschwindigkeit sauber. Das Gerät zeigt keinerlei Neigung zur Schlaufenbildung. Da auch hinsichtlich der mechanischen und elektrischen Eigenschaften kein einziger Punkt Anlaß zu Kritik gegeben hat, wie aus den Kommentaren in der Zusammenstellung der Meßergebnisse zu ersehen ist, diese Maschine vielmehr sowohl mechanisch als auch elektrisch durchweg ausgezeichnete Ergebnisse lieferte, die weit über den Mindestforderungen der DIN 45 500 liegen, ist der Anspruch des Herstellers, der die 6000 X als Kleinstudio-Tonbandmaschine bezeichnet, völlig gerechtfertigt.

Zusammenfassung

Die Tandberg 6000 X hat sich im Test als eine Tonbandmaschine erwiesen, der man sowohl in mechanischer als auch elektrischer Hinsicht, bei bequemer Be-dienbarkeit, die Eigenschaften eines halbprofessionellen Geräts bescheinigen muß. Wir konnten keinen einzigen Punkt finden, der Anlaß zu Kritik gegeben hätte.

Zum Tode unseres Mitarbeiters
Dr. Erich Gruber

Erst jetzt erfahren wir, daß unser langjähriger Mitarbeiter Dr. Erich Gruber am 7. Januar 1971 einem Herzinfarkt erlegen ist. Der Tod ereilte ihn, als er zu Jahresbeginn in Kassel in einer neu errichteten bundeszentralen Ausbildungsstätte des CVJM ein Tonstudio errichtete.

Dr. Erich Gruber wird allen Lesern von Anfang der Zeitschrift an noch bekannt sein, als er in verschiedenen Artikelreihen besonders auf das eigenschöpferisch Gestaltende der Tontechnik aufmerksam machte und sein profundes Wissen als Tontechniker ganz in den Dienst des Amateurs stellte. Dr. Gruber, der seine Lehrtätigkeit vor acht Jahren an der Musischen Bildungsstätte in Remscheid aufgenommen hatte, konnte die Tontechnik an diesem Hause zu einem der wichtigsten Lehrfächer ausbauen.

Seine besondere Befähigung lag wohl darin, daß er sowohl die wissenschaftlich-technische Seite mit einer außerordentlichen Gründlichkeit beherrschte und dadurch den Aufbau eines vollwertigen professionellen Tonstudios ermöglichte, als auch in seiner Begabung, den Amateuren in glücklicher Weise praktische Hilfen zu geben. Wir haben sehr bedauert, ihn in letzter Zeit auf diesen Seiten vermissen zu müssen, doch seine Tätigkeit an der Musischen Bildungsstätte in Remscheid ließ ihm keine Zeit mehr fürs Schreiben. Nun werden wir auf seine Feder ganz verzichten müssen. Es fällt schwer, das zu begreifen.

MAGAZIN
Neu in Deutschland: Kodak Compact-Cassetten

Kodak, eigentlich eine Film-Firma, dennoch mit Magnettonbändern verschiedenster Konfektionierung seit vielen Jahren schon auf fast allen Auslandsmärkten und Bandlieferant für namhafte deutsche Hersteller bespielter Compact-Cassetten, bietet seit kurzem unbespielte Cassetten auch für den auf diesem Sektor enorm expandierenden Inlandsmarkt an. Die Kodak AG, Stuttgart, liefert ab sofort folgende drei Compact-Cassetten:

  1. Compact-Cassette Kodak C60 auf Tonband Type P-300 (90m/3,81mm) - Stärke des Polyesterträgers 12u, Stärke der Magnetschicht 5u
  2.  
  3. Compact-Cassette Kodak C90 auf Tonband Type P-450 (135m/3,81mm). Stärke des Polyesterträgers 9u, Stärke der Magnetschicht 3u
  4. Compact-Cassette Kodak C120 auf Tonband Type P-600 (180m/3,81mm). Stärke des Polyesterträgers 6u, etwaige Stärke der Magnetschicht 3u

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MAGAZIN
104 Nationalhymnen auf Tonbändern

„Hamburg wünscht Ihnen eine gute Reise!" rufen die großen Lautsprecher der auf der ganzen Welt berühmten Schiffsbegrüßungsanlage in Schulau (Wedel) bei Hamburg in schwedischer Sprache auf das Wasser hinaus, auf dem die „Gripsholm", ein riesiger schwedischer „Musikdampfer" - wie man hier oben die Passagierschiffe nennt - elbabwärts zieht.

Der dippt bei der schwedischen Nationalhymne die blaugelbe Flagge zum Gruß, die Leute an Bord winken, die Menschen am Eibufer winken zurück. Grüße von Nation zu Nation!

Seit 1952 besteht diese Einrichtung, mit der die Schiffe aller Nationen beim Ein-und Auslaufen in und aus dem Hamburger Hafen mit ein paar netten Worten begrüßt und verabschiedet werden.

Ein Gedenkstein erinnert an Otto Friedrich Behnke, der schon als junger Mann diese Idee hatte und diesen Jugendtraum später als Gastronom des „Schulauer Fährhauses" dann verwirklichte. Es waren englische Kapitäne, die den ersten Namen für diese Einrichtung fanden, deren Ruf sofort um die ganze Welt ging:

Als „Welcome Point" trugen sie das „Schulauer Fährhaus" in ihre Seekarten ein. Die Hamburger fanden dann die deutsche Bezeichnung: „Willkomm-Höft". Man startete die Anlage mit rund 25 Nationalhymnen auf Schallplatten. Im Laufe der Zeit wurden daraus 104. Und heute finden sich die Begrüßungsworte und Hymnen nicht mehr auf Schallplatten, man hat jetzt alles auf Tonbänder in Compact-Cassetten umgestellt.

In Reih' und Glied stehen alphabetisch nach Nationen geordnet zweimal 104 BASF-Compact-Cassetten griffbereit. Zweimal darum, weil Begrüßung und Verabschiedung für jede Nation auf separaten Cassetten aufgezeichnet wurden, um Verwechslungen zu vermeiden. „Manchmal kommt stundenlang gar keiner", schmunzelt Begrüßungskapitän Gustav Schriever, der heute die automatische Anlage steuert, „manchmal aber kommen die Schiffe in ganzen Pulks. Aber immer so, daß fein säuberlich einer nach dem anderen vorbeizieht. Jeder möchte seine eigene Begrüßung haben."

Die Anlage ist täglich von acht Uhr morgens bis zwanzig Uhr bzw. bis kurz nach Sonnenuntergang in Betrieb. Es passiert durchaus, daß einlaufende Schiffe nachts auf der Elbe ankern oder die Fahrt herabsetzen, nur um bei Tage zu passieren.

Beschwerden? „Kaum - wie zum Beispiel von einem deutschen Fischdampfer. Der stellte sich aber auch zu dusselig an. Genau vor uns kreuzte er sich mit einem auslaufenden dicken Amerikaner. Außerdem fuhr er auf der anderen Seite des Dampfers vorbei. Und einen können wir ja nur zur gleichen Zeit ansprechen. Der deutsche Kapitän hätte nur seine Fahrt zu stoppen brauchen, dann wäre er anschließend an den Amerikaner von uns begrüßt worden. Aber wir haben schon dicke Mappen voller Anerkennungs- und Dankschreiben aus aller Welt."

Allein das Gästebuch der Schiffsbeqrüßungsanlage ist eine Fundgrube für Autogrammsammler! „Seeteufel Graf Luckner, Cecile Aubry, Hlahmar Schacht, Udo Jürgens. H.-J. Kulenkampff, usw., usw. Daneben auch viele unbekannte Besucher. Und natürlich viele sinnige Sprüche, von Fritz Tiedemanns „Ich bin kein Kapitän zur See, doch Kapitän auf Meteor" bis zur Danksagung für Einladungen „Die Speis' war gut, der Trank war edel! Es dankt der Magistrat von Wedel."

Man hat schon bisweilen geprüft, eine ähnliche Einrichtung auch in anderen Welthäfen zu bauen, aber nicht überall liegen die Verhältnisse so günstig wie gerade in Schulau. Der Verlauf der Fahrrinne - die hier direkt ans Elbufer heranführt -, akustische Möglichkeiten usw., alles das spielt dabei eine Rolle.

Draußen kommt jetzt die „Akibasan Maru" heran. Mit halber Fahrt zieht der große Japaner elbaufwärts. Er kommt aus Yokohama. Die Lautsprecher laufen wieder an. Japanische Laute klingen zum Motorschiff: „Willkommen in Hamburg. . ." Bei den seltsam fremden Klängen der japanischen Nationalhymne sinkt drüben die Flagge mit dem roten Sonnenball auf weißem Felde.

Winkende Taschentücher hüben und drüben. Und schon kommt ein neuer Frachter heran, ein Schiff aus Westindien. Die ganze Welt gibt sich hier am „Welcome Point" ein Stelldichein.

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